NEW YORK (awp international) - Die in den vergangenen Monaten noch spürbare Euphorie scheint am Tag vor der Amtseinführung von Donald Trump verflogen. Der Dow Jones Industrial weitete sein Minus im Handelsverlauf am Donnerstag aus. Zuletzt fiel der Index um 0,55 Prozent auf 19 695,75 Punkte. Mit dem Fall unter die Marke von 19 700 Punkten erreichte der Leitindex den niedrigsten Stand seit fast sechs Wochen. Nach einer Durststrecke von zuletzt vier schwachen Tagen ist die bisher unerreichte Schwelle von 20 000 Punkten mittlerweile weit in die Ferne gerückt.

Anleger zeigten sich vor der Amtseinführung von Donald Trump unsicher, ob der neue US-Präsident die hoch gesteckten Erwartungen tatsächlich erfüllen kann. Gute Anzeichen vom Arbeits- und Immobilienmarkt verpufften ebenso wie ein überraschend gestiegenes Geschäftsklima in der Region Philadelphia. Der S&P 500 gab ähnlich wie der Dow um rund ein halbes Prozent auf 2259,96 Punkte nach. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 erreichte früh einen Rekordstand bei 5078 Punkten, verlor zuletzt aber 0,23 Prozent auf 5044,31 Zähler.

Vor dem Machtwechsel im Weissen Haus blieb es im Bankensektor bei den zuletzt spürbaren Gewinnmitnahmen. Investoren stellten dabei zunehmend in Frage, ob sich die jüngsten Spekulationen auf gelockerte Regularien und weitere Zinserhöhungen bewahrheiten werden. Der Branchenindex verlor zuletzt 0,56 Prozent. Aktien von Goldman Sachs gaben die negative Tendenz mit Abgaben von mehr als 1 Prozent vor.

Mit aktuellen Nachrichten stand vor allem der Online-Videodienst Netflix im Blickfeld des Marktes. Überzeugende Geschäftszahlen trieben den Kurs der Papiere um etwa 4,5 Prozent in die Höhe. Wie am Vorabend nach Börsenschluss vermeldet, hatte der Abonnentenzuwachs im vergangenen Quartal alle Erwartungen übertroffen. Goldman-Experte Heath Terry sieht daraufhin viel Luft nach oben bei den Marktschätzungen.

Die zuletzt in Fahrt gekommene Berichtssaison machte an diesem Donnerstag aber zunächst eine kleine Pause. Zahlen des Kreditkartenanbieters American Express sowie des IT-Konzerns IBM , deren Aktien jeweils nachgaben, werden erst nach Börsenschluss erwartet.

Unter den 30 Dow-Werten sorgte deshalb ein Analystenkommentar mit fast zwei Prozent Minus für die auffälligste Kursbewegung. Die Experten der UBS hatten den Aktionären des Ölkonzerns ExxonMobil in einer aktuellen Studie zum Verkauf ihrer Anteile geraten. Ein bedeutsamer Bewertungsaufschlag sei im Vergleich zur Konkurrenz in vielerlei Hinsicht nicht mehr gerechtfertigt, begründete Analyst William Featherston diesen Schritt.

Unter den übrigen Nebenwerten ging es bei den am Vortag noch von schwachen Zahlen belasteten Aktien der CSX Corporation turbulent zu: Sie schossen um mehr als 20 Prozent in die Höhe. Händler verwiesen auf einen Bericht, demzufolge Branchenaktivisten an einem Einstieg bei dem Schienenlogistiker arbeiteten - mit dem Ziel einer Neuausrichtung des Managements./tih/he