NEW YORK (awp international) - Dank klarer politischer Verhältnisse in Washington haben wichtige US-Aktienindizes am Donnerstag deutlich zugelegt und Höchststände erreicht. Frischer Schub kam zudem von unerwartet guten Konjunkturdaten.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial zog um 0,75 Prozent auf 31 060,93 Punkte an und bewegte sich damit etwas unter seinem im Handelsverlauf erreichten Rekordhoch. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,48 Prozent auf 3803,67 Punkte nach oben. Auch er bewegt sich aktuell in zuvor nie gesehen Höhen.

Der technologielastige Nasdaq 100 schnellte um 2,41 Prozent auf 12 927,279 Zähler nach oben, ist aber noch etwas von seinem erst am Montag erreichten Rekordstand entfernt. Der Nasdaq Composite als weiterer bedeutender Technologieindex jedoch sprang am Donnerstag auf ein Rekordhoch und lag zuletzt ebenfalls 2,4 Prozent im Plus.

Nachdem die US-Demokraten nun auch die Senatshoheit gewonnen haben, könnte der gewählte Präsident Joe Biden seine politische Agenda, die noch umfangreichere Konjunkturhilfen mit hohen Investitionen in die Infrastruktur vorsehen dürfte, nun leichter durchsetzen und erst einmal durchregieren.

Mittlerweile haben auch die beiden Kongresskammern offiziell den Sieg Bidens bei der Präsidentschaftswahl zertifiziert, nachdem am Vortag aufgebrachte Trump-Anhänger mit dem Sturm auf das Kapitol das politische Zentrum der USA zeitweise in ein beispielloses Chaos gestürzt hatten. Mit der Bestätigung des Biden-Wahlsiegs und der von Donald Trump angekündigten geordneten Machtübergabe weicht nun Beobachtern zufolge die Unsicherheit aus den Märkten.

Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets merkte an, dass unter Biden mögliche Steuerreformen den Unternehmensgewinnen und damit den heiss gelaufenen Aktienkursen durchaus schaden könnten. "Kompensiert werden dürften diese Risiken aber durch die noch auf Dauer ultraniedrigen Zinssätze, die die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen weiter hochhalten und den Investoren den Blick für die Risiken weiter vernebeln dürften."

Derweil gab es an diesem Donnerstag auch von Seiten der Konjunktur Grund zur Freude: Die Stimmung der US-Dienstleister zeigte sich Ende des vergangenen Jahres trotz einer Verschärfung der Corona-Krise unerwartet robust.

Mit Blick auf die Einzelwerte hievte die nahezu ungebremste Rekordjagd der Aktien von Tesla die Papiere des Elektroautobauers erstmals über 800 US-Dollar. Für Schub sorgte diesmal eine positive Analystenstudie: Der RBC-Experte Joseph Spak machte keinen Hehl daraus, dass er das Potenzial der Anteilsscheine bislang "komplett falsch" eingeschätzt habe. Spak schrieb, er habe unterschätzt, wie sehr die jüngste Kursrally es Tesla erleichtere, zu günstigen Konditionen frisches Kapital einzusammeln.

Von der Dow-Spitze grüssten die Papiere von Walgreens Boots Alliance mit einem Plus von fast sechs Prozent. Die Apothekenkette übertraf mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen.

Die Aktien von American Express aber büssten 1,5 Prozent ein. Mehrere US-Behörden prüfen einem Medienbericht zufolge, ob beim Verkauf von Kreditkarten von American Express an Firmenkunden alles mit rechten Dingen zuging. Wegen des Verdachts auf aggressive und irreführende Vertriebsmethoden hätten sowohl das Finanzministerium als auch die Notenbank Federal Reserve und die Einlagensicherung FDIC Untersuchungen eingeleitet, schrieb das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Eine offizielle Stellungnahme von American Express gab es zunächst nicht. In dem Bericht wird eine Sprecherin mit der Aussage zitiert, dass es bei dem Unternehmen "robuste" Richtlinien und Kontrollen gebe und Fehlverhalten "nicht toleriert" werde./la/he