NEW YORK (awp international) - Nach einem verheissungsvollen Jahresauftakt hat der eskalierende Konflikt zwischen den USA und dem Iran den US-Aktien am Freitag einen Dämpfer verpasst. Tags zuvor hatten die New Yorker Leitbörsen mit Rekorden noch eine positive Duftmarke für das Jahr 2020 gesetzt, nun aber büssten sie einen Teil der Donnerstagsgewinne wieder ein.

Nach einem anfänglichen Kursrutsch bis auf 28 500 Punkte erholte sich der Dow Jones Industrial etwas. Zu Handelsschluss fiel er noch um 0,81 Prozent auf 28 634,88 Punkte, womit er in der zu Ende gegangenen Woche ein hauchdünnes Minus verbuchte. Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag um 0,71 Prozent auf 3234,85 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,88 Prozent auf 8793,90 Punkte.

Für Unruhe sorgte die Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani bei einem US-Angriff, woraufhin die oberste Führung in Teheran den USA "schwere Rache" androhte. "Die Märkte haben auf einen Grund gewartet, um nach zuletzt gutem Lauf Luft zu holen. Nun haben sie ihn bekommen", sagte ein Marktbeobachter. Aus Sorge vor einem neuen Krieg flüchteten Investoren aus Aktien in als sicher empfundene Anlageformen wie etwa US-Anleihen oder Gold.

Andere Einflussfaktoren wie etwa Konjunkturdaten konnten das Bild am Freitag nicht schönen. Die Stimmung in der US-Industrie war im Dezember überraschend auf dem niedrigsten Stand seit über zehn Jahren angekommen. Das Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank Fed wurde derweil kein Kurstreiber. Daraus ging hervor, dass die derzeitige Geldpolitik wohl für einige Zeit angemessen bleiben werde.

Mit dem Iran-Konflikt einher ging ein deutlich steigender Ölpreis, was sich belastend vor allem bei Fluggesellschaften auswirkte, auf die nun möglicherweise höhere Kerosinkosten zukommen können. Aktien von United Airlines , Delta Air Lines oder American Airlines sackten zwischen 1,6 und 5 Prozent ab.

Zu den Gewinnern wurden aber Rüstungskonzerne, United Technologies zum Beispiel waren letztlich mit 0,14 Prozent der einzige knappe Gewinner im Dow, während Boeing nur knapp im Minus schlossen. Am breiteren Markt rückten die Aktien von Lockheed Martin deutlich um 3,6 Prozent vor, jene von Northrop Grumman sogar um 5,4 Prozent.

Mildernd wirkten sich die Öl- und Goldpreisanstiege bei einigen Branchenwerten aus. Die 0,4 Prozent schwächeren Titel des Ölkonzerns Chevron gehörten im Dow noch zu den besten Werten, nachdem der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI am Freitag auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen war. Papiere des Goldproduzenten Barrick Gold verbuchten immerhin ein Plus von 0,4 Prozent.

Nachrichtlich positiv von sich reden machten vor allem die Tesla -Aktien, bei denen sich die jüngste Rekordrally im neuen Jahr dank positiver Auslieferungszahlen ungebremst fortsetzte. Nach dem Sprung über die 400-Dollar-Marke kurz vor Weihnachten wurden sie am Freitag zeitweise erstmals zu mehr als 450 Dollar gehandelt. Am Ende legten sie um 3 Prozent auf 443 Dollar zu.

Ganz anders war die Stimmung bei den traditionellen Autobauern Ford , Fiat Chrysler und General Motors (GM), wie Kursverluste von mindestens 2,2 Prozent bei deren Aktien zeigen. GM erlitt in den drei Monaten bis Ende Dezember einen Verkaufsrückgang von gut sechs Prozent im Jahresvergleich, bei Fiat Chrysler betrug das Minus zwei Prozent.

Nachrichtlich negativ bewegt waren ferner die Aktien des Biotech-Unternehmens Incyte , die als Schlusslicht im Nasdaq 100 um mehr als 9 Prozent abrutschten. Unter Druck gesetzt wurden sie von enttäuschenden Studienergebnissen bei Itacitinib.

Der Euro hat sich am Freitag im Handelsverlauf etwas erholt, weil der schwache ISM-Index den anfänglich sehr gefragten US-Dollar belastete. Zuletzt wurden in New York 1,1162 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1147 (Donnerstag: 1,1193) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8971 (0,8934) Euro.

US-Staatsanleihen haben am Freitag nachhaltig von ihrer Rolle als "sicherer Anlagehafen" profitiert. Richtungweisende zehnjährige Anleihen legten um 25/32 Punkte auf 99 21/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 1,79 Prozent./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---