NEW YORK (awp international) - Die Anleger in den USA haben sich am Donnerstag von einer überraschend stark gestiegenen Inflation nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Aktienkurse legten zu, obwohl die vorbörslich veröffentlichten Verbraucherpreise im Mai stärker gestiegen waren als von Analysten erwartet. Womöglich hätten Investoren am Markt zuletzt sogar eine noch höhere Teuerung befürchtet, die nun so nicht eingetreten sei, hiess es im Handel.

Für den Leitindex Dow Jones Industrial reichte es zwar nur zu einem überschaubaren Plus von 0,06 Prozent auf 34 466,24 Punkte. Andere grosse Indizes legten aber stärker zu. So stieg der marktbreite S&P 500 um 0,47 Prozent auf 4239,18 Zähler und schwang sich sogar zu einem Rekordhoch auf. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,05 Prozent noch weiter nach oben auf 13 960,35 Punkte.

In den USA hat die Inflation im Mai erneut überraschend stark angezogen. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Lebenshaltungskosten um 5,0 Prozent. Das ist die höchste Rate seit August 2008.

"Der von den Lockerungen der Corona-bedingten Restriktionen ausgelöste Nachfrageschub führt offensichtlich in Teilen der Wirtschaft zu Engpässen und Preiserhöhungen", schrieben die Experten der Commerzbank. Unter diesen Umständen werde die US-Notenbank zunehmend über einen Ausstieg aus ihren Anleihekäufen diskutieren. Diese waren in den vergangenen Jahren ein wesentlicher Motor für die Rally an den Börsen.

Aktien von Boeing stiegen in der Spitze um fast drei Prozent, am Ende blieb davon nur ein Plus von 0,1 Prozent übrig. Informierten Personen zufolge erwägt die Fluggesellschaft United Airlines einen Grossauftrag für den Flugzeughersteller zur Erneuerung ihrer Flotte.

Die Aktien des Logistikers UPS erholten sich um 1,1 Prozent etwas von ihrem Kursrutsch vom Vortag, als neue mittelfristige Unternehmensziele die Anleger zu Gewinnmitnahmen veranlasst hatten. Analyst Brian Ossenbeck von JPMorgan nutzte den Rücksetzer nun für eine Hochstufung der Aktien auf "Overweight".

Die Papiere des Video- und Computerspielentwicklers Electronic Arts fielen zeitweise um 2,4 Prozent. Auslöser war ein Bericht eines Branchenmagazins, dem zufolge das Unternehmen Opfer eines Hackerangriffs geworden ist. Anschliessend holte der Kurs die Verluste aber fast vollständig wieder auf.

Ein Augenmerk blieb auf den Aktien, auf die sich US-Privatanleger derzeit im Internet konzertieren und so seit Monaten vereinzelt für heftige Kursschwankungen sorgen. Dazu gehörten am Donnerstag wieder die des Videospielhändlers Gamestop , von dem es am Donnerstag diverse Nachrichten gab. Die Aktien brachen um fast 30 Prozent ein.

Gamestop hat ein neues Führungsduo vorgestellt und von einem deutlichen Umsatzanstieg im vergangenen Quartal berichtet. Als kursbelastend dürften jedoch Pläne des Unternehmens wirken, das zuletzt nach oben katapultierte Kursniveau zur Ausgabe neuer Aktien zu nutzen. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs fast verzwölffacht. Ausserdem teilte das Unternehmen mit, es liefen derzeit Ermittlungen der US-Behörde SEC wegen der heftigen Kursschwankungen.

Der Euro erhielt weder von der Sitzung der Europäischen Zentralbank noch von den US-Inflationsdaten einen nachhaltigen Impuls. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung auf 1,2173 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,2174 (Mittwoch: 1,2195) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0.8214 (0,8200) Euro gekostet. Am US-Rentenmarkt legten die Kurse der Staatsanleihen nach anfänglichen Verlusten wieder zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,26 Prozent auf 133,07 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel entsprechend auf 1,44 Prozent./bek/he

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---