Steigende Coronavirus-Infektionszahlen in Teilen der Welt schicken die Aktienmärkte erneut auf Talfahrt.

"Jeder hat Angst vor einer zweiten Welle, nicht nur in den USA, sondern auch in Lateinamerika, Brasilien und Russland", sagte Analyst Jigar Trivedi vom Brokerhaus Anand Rathi.

Vor diesem Hintergrund konnte der Rekord-Anstieg des Ifo-Index die Talfahrt von Dax und EuroStoxx50 nicht bremsen. Die beiden Indizes verloren am Mittwoch jeweils knapp zwei Prozent auf 12.297 und 3242 Punkte. "Es herrscht Furcht, dass das Wiederaufleben des Erregers das Ideal-Szenario einer raschen wirtschaftlichen Erholung gefährdet", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.

Der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, stieg auf 86,2 Punkte von 79,7 Zählern. "Überschwängliche Freude kommt aber nicht auf", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die deutsche Volkswirtschaft wird an den Folgen der Pandemie noch längere Zeit leiden."

In einigen US-Bundesstaaten wuchs die Zahl der Corona-Infizierten so stark wie noch nie. Der "New York Times" zufolge will die EU daher den Einreisestopp für US-Bürger verlängern. In Lateinamerika und Indien stiegen die Infektionen ebenfalls sprunghaft.

REISE- UND FREIZEITWERTE UNTER DRUCK - ÖLPREIS FÄLLT

Vor diesem Hintergrund flogen erneut Luftfahrt- und Tourismuswerte aus den Depots. Der europäische Branchenindex büßte knapp drei Prozent ein.

Abwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,7 Prozent auf 41,90 Dollar je Barrel (159 Liter). "Eine zweite Infektionswelle wird die Erholung der Weltwirtschaft vom Kurs abbringen und damit auch die Ölnachfrage", warnte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates.

NIEDRIGZINS TREIBT GOLD UND BELASTET BANKEN

Einige Investoren flüchteten in "sichere Häfen". So gewann die "Antikrisen-Währung" Gold bis zu 0,7 Prozent und war mit 1779,06 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie zuletzt vor knapp acht Jahren. "Es ist ausgemachte Sache, dass die Leitzinsen für lange Zeit auf niedrigem Niveau bleiben werden", erläuterte Händler Alexander Zumpfe vom Edelmetall-Spezialisten Heraeus. "Davon profitiert Gold, welches ja selbst keine Zinsen zahlt und als Inflationsschutz gilt."

Die Aussicht auf langfristig niedrige Zinsen setzte den Finanzwerten dagegen zu, schrieben die Analysten der Berenberg Bank. Wegen Einnahmeausfällen im klassischen Kreditgeschäft müsse mit enttäuschenden Geschäftszahlen der Institute gerechnet werden. Der europäische Bankenindex verlor 2,2 Prozent.

ÜBERNAHMEFANTASIE BEFLÜGELT EUROPCAR

Zu den wenigen Gewinnern am europäischen Aktienmarkt gehörte Europacar mit einem Kursplus von zeitweise 17 Prozent. Insidern zufolge haben der Autobauer Volkswagen sowie zwei Finanzinvestoren ein Auge auf Europas führenden Autovermieter geworfen.

In London stiegen die Titel von Premier Foods um bis zu 16 Prozent auf ein Sechs-Jahres-Hoch von 69,1 Pence. Der Lebensmittelkonzern stellte dank eines 20-prozentigen Umsatzsprungs im abgelaufenen Quartal einen Gesamtjahresgewinn über Markterwartungen in Aussicht.