Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Firmenbilanzen locken Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.

Eine überraschend hohe US-Inflation dämpfte die Kauflaune am Mittwoch allerdings. Dax und EuroStoxx50 rutschten als Reaktion auf die Zahlen kurzzeitig ins Minus, lagen am Abend aber wieder jeweils knapp im Plus bei 15.150,22 beziehungsweise 3951,58 Punkten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte dagegen ein Prozent ein.

Die US-Verbraucherpreise stiegen nach offiziellen Angaben im April um 4,2 Prozent, nach plus 2,6 Prozent im Vormonat. Analysten hatten mit einem Anstieg um 3,6 Prozent gerechnet. Die Gründe für die rasante Teuerung seien unter anderem die billionenschweren Konjunkturhilfen des Staats und der Notenbank, der sich lösende Konsumstau und Engpässe bei einigen Zuliefer-Teilen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Dieser perfekte Sturm für Inflationsdruck wird so schnell nicht verschwinden, auch wenn es sich am Ende als vorübergehend erweisen sollte."

Die US-Teuerungsrate müsse eingeordnet werden, warf Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, ein. Durch den Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und den Stillstand der Wirtschaft seien im Vorjahresmonat die Preise - vor allem für Energie - stark gefallen. "Da aber bereits im Mai des Vorjahres die Ölpreise wieder anzogen, ist der größte Teuerungsschub nun schon vorbei."

ROHÖL GEFRAGT - ETHEREUM AUF REKORDHOCH

Am Mittwoch verteuerte sich Rohöl erneut. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann 1,6 Prozent auf 36,64 Dollar je Barrel (159 Liter). "Auch nach der geplanten Produktionsausweitung zwischen Mai und Juli bleibt der Markt im zweiten Halbjahr deutlich unterversorgt", prognostizierten die Analysten der Commerzbank.

Parallel dazu nahm Ethereum seine Rekordjagd wieder auf. Die zweitwichtigste Cyber-Devise verteuerte sich nach dem Rücksetzer vom Dienstag um bis zu 5,8 Prozent auf 4384,95 Dollar. Damit hat sich der Kurs seit Jahresbeginn fast versechsfacht. Börsianern zufolge profitiert die Kryptowährung unter anderem davon, dass sie anders als Bitcoin auf einer Software-Plattform aufbaut, bei der Transaktionen an bestimmte Bedingungen geknüpft werden können ("Smart Contracts"). Daher spiele Ethereum beim derzeit heißen Thema "Decentralized Finance" (DeFi) eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um Finanzgeschäfte ohne die Vermittlung durch Banken oder Broker.

STARKER JAHRESAUFTAKT BEI BAYER UND COMMERZBANK

Bei den deutschen Aktienwerten rückte die überraschende Rückkehr in die Gewinnzone die Commerzbank ins Rampenlicht. "Der geplante Weg zu einer Digital-Bank wird kein leichter sein", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. "Aber sollte er gelingen, könnte sich die zuletzt entfachte Euphorie in der Aktie auch langfristig für Investoren auszahlen." Die Commerzbank-Aktie schloss 8,6 Prozent im Plus bei 6,26 Euro.

Gefragt waren auch die Papiere von Bayer, die sich um gut sieben Prozent verteuerten. Wie bei der Commerzbank ist das der größte Tagesgewinn seit einem halben Jahr. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern habe bei Umsatz und Gewinn die Markterwartungen übertroffen, lobte Analyst Alistair Campbell von der Investmentbank Liberum. Hierzu hätten sämtliche Geschäftsbereiche beigetragen.

An der Wall Street gerieten Chip-Hersteller dagegen unter Verkaufsdruck. Papiere von AMD, Intel oder Texas Instruments fielen um jeweils etwa zwei Prozent. Börsianern zufolge fürchteten Investoren Gewinneinbußen durch Produktionsausfälle in Taiwan, wo zahlreiche Halbleiter-Werke stehen. Wegen steigender Corona-Fallzahlen könnte das Land bald seine Warnstufe erhöhen. Gleichzeitig beeinträchtigen Quarantäne-Auflagen für Fracht-Piloten die Chip-Exporte des Inselstaates. Die in den USA gehandelten Titel des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers TSMC aus Taiwan verloren gut drei Prozent.