Frankfurt (Reuters) - Nach den jüngsten Kursverlusten kehren Anleger in die europäischen Aktienmärkte zurück.

Gemischte Konjunkturdaten aus China und fehlende Impulse aus den USA hielten sie allerdings von größeren Käufen ab. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Montag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 15.939 beziehungsweise 4295 Punkte. Die Handelsumsätze blieben dabei unterdurchschnittlich, weil die Wall Street wegen eines US-Feiertags geschlossen war. An solchen Tagen lehnen sich europäische Investoren nur ungern aus dem Fenster.

Die chinesische Wirtschaft wuchs 2021 um 8,1 Prozent und damit etwas stärker als erwartet. Das sei aber nur optisch beeindruckend, warnte NordLB-Analyst Bernd Krampen. Es drohe eine Abkühlung der Konjunktur. "Eine restriktivere Kreditvergabe setzt den Immobilienmarkt unter Druck, steigende Rohstoffpreise sorgen für Schließungen ganzer Unternehmen wie auch die Zero-Covid-Politik immer wieder zu scharfen Lockdown-Maßnahmen führt."

Vor diesem Hintergrund senkte die chinesische Zentralbank überraschend einen mittelfristigen Schlüsselzins für Kredite an einige Finanzfirmen. Die Begründung dieses Schrittes mit der Pandemie und der schwächelnden Binnennachfrage sollte westliche Notenbanker aufhorchen lassen, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Gerade letzteres dürfte das Thema Stagflation wieder auf die Tagesordnung bringen." Dieser Begriff steht für wirtschaftliche Stagnation bei steigender Inflation.

ÖLPREIS ZIEHT AN - OPEC KOMMT MIT LIEFERUNG NICHT NACH

Ein erneuter Anstieg der Ölpreise hielt den Teuerungsdruck hoch. Die Sorte Brent aus der Nordsee rückte zeitweise 0,8 Prozent vor und war mit 86,71 Dollar je Barrel (159 Liter) so teuer wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. "Das Angebot der Opec+-Staaten reicht nicht aus, um die starke weltweite Nachfrage zu befriedigen", sagte Analyst Toshitaka Tazawa vom Brokerhaus Fujitomi. Einige Exportstaaten haben wegen maroder Förderanlagen Probleme, ihre Förderquoten zu erfüllen. Vor diesem Hintergrund stieg der Index für die europäische Öl- und Gasbranche um bis zu 0,8 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 304,84 Punkten.

Daneben machte die Ukraine-Krise Investoren nervös, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Eine unfassende Invasion durch Russland würde die Börsen natürlich auf Talfahrt schicken. "Aber würde es die Aktien langfristig belasten? Das ist wenig wahrscheinlich." Russische und ukrainische Anleihen flogen bereits jetzt aus den Depots. Dies trieb deren Renditen auf den höchsten Stand seit dem Corona-Börsencrash im Frühjahr 2020. Gleiches galt für die jeweiligen Credit Default Swaps (CDS), mit denen sich Anleger gegen Zahlungsausfälle absichern können.

SILTRONIC AUF TALFAHRT - GLAXO IM AUFWIND

Am deutschen Aktienmarkt verbuchte Siltronic mit einem Minus von bis zu elf Prozent den größten Kursrutsch seit fast zwei Jahren. Dem Chipindustrie-Zulieferer zufolge droht die 4,35 Milliarden Euro schwere Übernahme durch den taiwanischen Rivalen GlobalWafers am Widerstand der Bundesregierung zu scheitern. Dessen Titel gaben in Taipeh 2,2 Prozent nach. Die Papiere des Siltronic-Großaktionärs Wacker Chemie büßten 0,6 Prozent ein.

In London gewannen die Aktien von GlaxoSmithKline dagegen bis zu sechs Prozent und notierten mit 1737 Pence so hoch wie zuletzt vor etwa eineinhalb Jahren. Börsianern zufolge könnte der "Domestos"-Anbieter Unilever seine umgerechnet 60 Milliarden Euro schwere Offerte für die Konsumgüter-Sparte des Pharmakonzerns auf bis zu 72 Milliarden Euro nachbessern. Unilever-Papiere fielen um bis zu 7,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 3650 Pence.