Frankfurt (Reuters) - Vor zahlreichen Firmenbilanzen und einer Sitzung der US-Notenbank Fed halten die Anleger in Europa zum Wochenauftakt die Füße still.

Dax und EuroStoxx50 lagen am Montagnachmittag jeweils knapp im Plus bei 15.290 beziehungsweise 4020 Punkten. "Die Europäische Zentralbank hat bereits in der vergangenen Woche signalisiert, dass der Zeitpunkt für eine Straffung der Geldpolitik noch nicht gekommen ist", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Eine solche Ankündigung erhoffen sich die Anleger in dieser Woche auch von der Fed."

US-Notenbankchef Jerome Powell werde am Mittwoch eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik signalisieren, zeigte sich Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG überzeugt. "Auch wenn die jüngsten Konjunkturdaten erfreulich waren und die US-Wirtschaft wieder auf dem Wege der Besserung ist, könnte ein Anziehen der Zügel das zarte Pflänzchen der Erholung recht schnell zertreten. Dies dürfte nicht im Interesse von Fed-Chef Powell sein." Die US-Futures deuteten auf einen etwas schwächeren Handelsstart hin.

REISETITEL IM AUFWIND

Fortschritte bei der Impfkampagne ließen Anleger auf eine Belebung des Reisemarkts hoffen. Die Aktien der Airlines Lufthansa, Easyjet sowie der British Airways-Mutter IAG zogen mehr als drei Prozent an. Triebwerksbauer MTU Aero war mit einem Kursplus von 2,5 Prozent größter Kursgewinner im Dax. Flugzeughersteller Airbus legte ebenfalls 2,5 Prozent zu. Die Europäische Union (EU) hatte in Aussicht gestellt, die bestehenden Reisebeschränkungen für geimpfte US-Bürger zu lockern.

Mit Spannung wurden auch die Bund-Länder-Beratungen am Nachmittag erwartet, bei denen unter anderem über die Aufhebung der Impf-Priorisierung sowie über Lockerungen der Corona-Beschränkungen für Geimpfte beraten werden soll. "Italien lockert die Pandemie-Restriktionen am Montag, Frankreich will dies im kommenden Monat tun und die Impfquoten steigen", schrieben die Analysten von Morgan Stanley. Darüber hinaus deuteten robuste Stimmungsindikatoren auf eine kraftvolle Konjunkturerholung in den kommenden Monaten hin.

Die Umfrage des Ifo-Instituts zeigte jedoch, dass sich die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen im April zwar trotz der dritten Corona-Welle insgesamt leicht aufgehellt hat, allerdings schwächer als erwartet. Im Fokus der Anleger stehen in dieser Woche eine Flut von Unternehmenszahlen etwa von britischen Banken, Ölkonzernen sowie Gesundheitsunternehmen.

ÖLPREIS AUF TALFAHRT - KUPFER AUF ZEHN-JAHRES-HOCH

Unterdessen drückte der explosionsartige Anstieg der Fallzahlen in Indien den Preis für die Öl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,7 Prozent auf 64,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger befürchteten, dass neue Pandemie-Restriktionen die Nachfrage in dem wichtigen Abnehmerland dämpfen, sagt Kazuhiko Saito, Chef-Analyst des Brokerhauses Fujitomi.

Kupfer verteuerte sich dagegen auf bis zu 9750 Dollar je Tonne und war damit so teuer wie zuletzt vor knapp zehn Jahren. Die drohenden Streiks im wichtigen Exportland Chile würden zwar sicher nur von kurzer Dauer sein, sagte Rohstoff-Händlerin Anna Stablum vom Brokerhaus Marex Spectron. "Sie bedeuten aber Probleme für Lieferungen nach China, wo der Markt bereits angespannt ist."

Am Kryptowährungsmarkt nutzten Bitcoin-Anleger die jüngste Talfahrt zum Wiedereinstieg. Die Cyber-Devise verteuerte sich um knapp sieben Prozent auf 53.970 Dollar, nachdem sie in den vergangenen beiden Wochen um knapp 30 Prozent eingebrochen war. "Der Schreck über mögliche Steuererhöhungen in den USA scheint fürs Erste überwunden", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.