"Seit Bekanntwerden des Ausbruchs in Italien ist die Gefahr für europäische Anleger realer und damit auch greifbarer geworden", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Inzwischen meldeten auch Österreich und die Schweiz erste Fälle.

Der Dax fiel am Dienstag zeitweise auf ein Vier-Monats-Tief von 12.778,66 Punkten und schloss 1,9 Prozent im Minus bei 12.790,49 Zählern. Der EuroStoxx50 verlor 2,1 Prozent auf 3572,69 Stellen und die Mailänder Börse büßte bis zum Abend 1,4 Prozent ein. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gab 1,1 Prozent nach.

Am Montag hatten die drei europäischen Indizes jeweils ihren größten Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren erlitten. Binnen eines Tages schrumpfte die Marktkapitalisierung der weltweiten Aktienbörsen um 1,5 Billionen Dollar. Dies entspricht der deutschen Wirtschaftsleistung von knapp fünf Monaten.

EXPERTE - KURSVERLUSTE SIND "GESUNDE KORREKTUR"

"Insgesamt erachten wir die aktuelle Marktkorrektur nach den jüngsten starken Kurszuwächsen in der Eurozone aber als gesund", sagte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. Ein ausgewachsener Aktiencrash sei nicht zu erwarten. Schließlich habe die chinesische Regierung Konjunkturprogramme angekündigt und die meisten Notenbanken griffen der Wirtschaft mit einer anhaltend lockeren Geldpolitik unter die Arme.

Dennoch trennten sich Investoren erneut von Luftfahrtwerten, die besonders stark unter verhängten Reise-Beschränkungen leiden. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG sowie der beiden führenden Billig-Flieger Ryanair und EasyJet büßten bis zu 3,9 Prozent ein. Die Titel der Kreuzfahrt-Reederei Carnival, zu der die wegen eines Coronavirus-Ausbruchs an Bord in Japan festsitzende "Diamond Princess" gehört, fielen zeitweise auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 2619 Pence. Parallel dazu warnte Mastercard vor einer Beeinträchtigung des Geschäfts durch die Epidemie und senkte die Ziele für das laufende Quartal. Außerdem kündigte der langjährige Chef Ajay Banga seinen Rückzug an. Er übergibt im kommenden Jahr den Kreditkarten-Anbieter in die Hände des Deutschen Michael Miebach. Mastercard-Aktien verloren 4,1 Prozent.

GEWINNMITNAHMEN BEI GOLD - ÖLPREIS ERNEUT UNTER DRUCK

Die "Krisen-Währung" Gold konnte von der anhaltenden Verunsicherung vorerst nicht mehr profitieren. Hier machten Investoren Kasse, nachdem das Edelmetall zum Wochenauftakt auf ein Sieben-Jahres-Hoch geklettert war. Am Dienstag büßte Gold 0,7 Prozent auf 1648,62 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein. Gefragt blieben dagegen die ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von minus 0,520 Prozent.

Die Furcht vor einer Konjunkturabkühlung und einer schwächeren Nachfrage machte Rohöl zu schaffen. "Zudem kommen Zweifel an der Bereitschaft der OPEC+ auf, die notwendigen Produktionskürzungen zu verlängern und auszuweiten", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 55,76 Dollar je Barrel (159 Liter).