NEW YORK (awp international) - Die Anleger an den US-Börsen dürften am Mittwoch erleichtert auf den überraschend niedrigen Inflationsdruck in den Vereinigten Staaten reagieren. Eine dreiviertel Stunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial 1,2 Prozent höher bei 33 170 Punkten. Der technologielastige und zinssensible Nasdaq 100 dürfte sogar gut 2 Prozent höher starten.

In den USA liess die Dynamik des Preisanstiegs im Juli stärker als erwartet nach. Die Inflation schwächte sich auf 8,5 Prozent ab. Im Juni hatte die Teuerung in der grössten Volkswirtschaft der Welt noch bei 9,1 Prozent gelegen und damit auf dem höchsten Stand seit über 40 Jahren.

Der Inflationsbericht nehme viel Druck von der US-Notenbank Fed, schrieb Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. Die Inflationsdaten brächten die Chance auf eine Zinserhöhung um lediglich 0,5 Prozentpunkte zurück, um die hohe Teuerung zu bekämpfen. Nach dem Arbeitsmarktbericht vom Freitag hätten 0,75 Prozentpunkte für die September-Zinssitzung schon als gesetzt gegolten. Jetzt sei die Chance auf "nur" 0,5 Prozentpunkte wieder da. Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen in einem schlechteren Licht erscheinen.

Unter den Einzelwerten geht das Gerangel um die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter in eine neue Runde. Tesla-Chef Elon Musk verkauft entgegen früherer Zusagen erneut im grossen Stil Aktien des US-Elektroautobauers - und verwies auf den Streit um den Twitter-Deal. "Im (hoffentlich unwahrscheinlichen) Fall, dass Twitter den Abschluss des Deals erzwingt und einige Eigenkapitalpartner abspringen, ist es wichtig, einen Notverkauf von Tesla-Aktien zu vermeiden", erklärte Musk den Verkauf in einem Tweet. Ende April hatte er noch geschrieben, dass keine weiteren Aktienverkäufe geplant seien.

Offenbar sind die zum Verkauf angebotenen Telsa-Aktien attraktiv für Anleger: Die Papiere zogen im vorbörslichen US-Handel um fast fünf Prozent an. Die Anteilsscheine von Twitter gewannen gut vier Prozent.

Die Anteilsscheine von Nikola schnellten im vorbörslichen Handel gar um knapp acht Prozent nach oben. Der frühere Opel-Chef Michael Lohscheller steigt bereits nach wenigen Monaten an die Spitze des US-Truckbauers auf. Der bisherige Chef der Motor-Sparte soll zum Jahreswechsel die Konzernleitung von seinem Vorgänger Mark Russell übernehmen. Der 53 Jahre alte Lohscheller hatte erst im Februar bei den US-Amerikanern angeheuert, die als Tesla-Konkurrent im grossen Stil Lastwagen mit Elektro-Antrieb auf den Markt bringen wollen.

Die grösste US-Kryptobörse Coinbase geriet angesichts des Kursrutsches bei Digitalwährungen wie Bitcoin und Ether tief in die roten Zahlen. Hohe Abschreibungen auf Investments belasteten Coinbase erheblich. Insgesamt verfehlten die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal die bereits gedämpften Erwartungen. Für die Anteilsscheine ging es vorbörslich zuletzt dennoch um gut fünf Prozent nach oben. Vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten hatten die Papiere im vorbörslichen Geschäft noch deutlich im Minus notiert./la/zb