NEW YORK (awp international) - Die US-Aktienmärkte stehen nach einer bislang positiven Woche am Freitag unter Druck. Die im Wochenverlauf wieder aufgekommenen Zins- und Rezessionsängste paaren sich vor dem Wochenende mit einigen Aussagen von Notenbankern, die nicht auf ein gemässigteres Tempo bei den Zinsanhebungen hoffen lassen. Da ansonsten auf Seite der Konjunkturdaten am letzten Handelstag Flaute herrscht, könnten einige Anleger nach der jüngsten Rally nun erneut lieber Gewinne realisieren.

Bereits zur Wochenmitte hatten die wichtigsten US-Indizes einen Rücksetzer vom Mitte Juli begonnenen Aufwärtskurs hingelegt. Die leichte Gegenbewegung am Vortag hatte nur mässig Erholung gebracht. Am Freitag taxiert der Broker IG den Dow knapp eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn mit rund 0,7 Prozent im Minus bei 33 746 Punkten, womit sich der US-Leitindex wieder etwas mehr von der viel beachteten Marke von 34 000 Zählern entfernen dürfte. Der technologielastige Nasdaq 100 wurde zuletzt mit minus 1,1 Prozent bei 13 355 Zählern erwartet.

Händler verwiesen unterdessen auf Aussagen der Fed-Mitglieder James Bullard aus St. Louis und Esther George aus Kansas City, wonach die US-Notenbank den Leitzins so lange anheben wird, bis die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent gesunken ist. Damit dämpften sie Erwartungen am Markt, dass eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten die US-Währungshüter zu einem Schwenk verleiten könnte und die geldpolitischen Zügel etwas weniger schnell angezogen würden. Die Stimmung am Aktienmarkt ist bereits seit dem zur Wochenmitte veröffentlichten Fed-Sitzungsprotokoll etwas angeschlagen, da klar wurde, dass die Notenbank trotz der sich abschwächenden Wirtschaft ihren straffen Zinserhöhungskurs fortsetzt.

Auf Unternehmensseite ziehen am Freitag die Anteilsscheine an Bed Bath & Beyond die grösste Aufmerksamkeit auf sich. Nach dem Ausstieg des aktivistischen Investors Ryan Cohen befinden sich die Papiere des Einzelhandelskonzerns weiter im freien Fall. Vorbörslich gab der Kurs zuletzt mehr als 40 Prozent nach, nachdem bereits am Donnerstag rund ein Fünftel an Wert verloren gegangen war. Cohens Investment in Bed Bath & Beyond hatte in diesem Jahr mehrfach einen regelrechten Run auf die angeschlagene Aktie ausgelöst. Nun versilberte der Investor, der vor allem bei jungen Anlegern als Vorbild gilt, seinen Einsatz durch den Verkauf von Millionen Aktien über seine Investmentfirma RC Ventures.

Mit einem vorbörslichen Kursplus von fast einem Fünftel gab es unterdessen viel Vorschusslorbeeren für die künftige Chefin von Foot Locker : Der Sporteinzelhändler hat mit Mary Dillon einen grossen Namen der Branche bestellt. Die erfahrene Managerin, die bis in das vergangene Jahr die Kosmetikkette Ulta Beauty erfolgreich geführt hatte, soll zum 1. September an die Spitze von Foot Locker rücken. Dort ersetzt sie Richard Johnson, der in Ruhestand geht. Zudem konnte der Konzern am Freitag bei den Anlegern mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen punkten.

Gefragt waren auch die Anteilsscheine an General Motors , denn nach einer pandemiebedingten mehr als zweijährigen Auszeit will der Autobauer seinen Aktionären wieder eine Quartalsdividende zahlen - wenn auch deutlich weniger als vor dem Corona-Ausbruch. Auch die unterbrochenen Aktienrückkäufe will das Management wieder aufnehmen und diese auf bis zu fünf Milliarden Dollar aufstocken.

Für Enttäuschung unter den Investoren dürfte dagegen der Landwirtschaftsmaschinenhersteller Deere & Co sorgen: Der Gewinn des Konzerns im vergangenen Quartal verfehlte die Erwartungen - trotz einer überraschend starken Umsatzentwicklung. Das Unternehmen kappt deshalb seinen Ausblick, wodurch die Aktie bereits vor dem offiziellen Handelsstart unter Druck geriet./tav/jha/