NEW YORK (awp international) - Nach der Erholung zur Wochenmitte steht am Donnerstag an den US-Börsen ein eher zögerlicher Start bevor. Vorbörslich hatten die Anleger erst einmal den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank abgewartet. Mit einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte trafen die Währungshüter letztlich die Voraussagen der Fachleute.

Eine Stunde vor dem Start taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial um 0,1 Prozent höher auf 31 618 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 wurde hingegen mit minus 0,1 Prozent leicht schwächer erwartet.

Die EZB stemmt sich mit einer historischen Zinserhöhung gegen die Rekordinflation im Euroraum. Die EZB folgt damit - mit deutlicher Verzögerung - dem Trend auch der US-Notenbank Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte angesichts der unverändert hohen Inflation zuletzt klargemacht, dass er weitere massive Zinsschritte für nötig hält, um das für die Teuerung ausgegebene Ziel von zwei Prozent wieder zu erreichen. Einige Börsianer fürchten wiederum, dass die Geldpolitik das Wirtschaftswachstum schädigen könnte. Allerdings hat eine dauerhaft hohe Inflation noch schlimmere Folgen für die Konjunktur.

Wichtiger als der Zinsentscheid der EZB könnte daher für die Wall Street ein Auftritt des Fed-Chefs im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung der Denkfabrik Cato Institute haben. Ebenfalls im Fokus stehen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe.

Unter den Einzelwerten stachen bereits im vorbörslichen Handel die Papiere von First Solar heraus. Die Papiere des Solartechnikspezialisten legten nach einer Kaufempfehlung der US-Bank Goldman Sachs zuletzt um fast vier Prozent zu. Analyst Brian Lee begründete sein brandneues positives Votum unter anderem mit dem voraussichtlichen weiteren Rückenwind durch das US-Gesetz zur Inflationsbekämpfung (IRA). Darüber hinaus verwies der Experte auf den positiveren Ausblick, was die Erholung der Bruttomarge im Segment Module betreffe.

Nach der jüngsten Kursschwäche könnte auch den Anlegern von Gamestop ein guter Tag bevorstehen, denn der Hersteller von Computerspielen schnitt mit seinen Quartalszahlen besser abgeschnitten als befürchtet. Einen Blick wert sind ebenso die Papiere von Tencent, nachdem Prosus den Verkauf von knapp 1,2 Millionen Euro mitgeteilt hatte. Die Tech-Beteiligungsgesellschaft hält nun noch knapp 28 Prozent an Tencent.

Nicht die erhoffte positive Wirkung am Aktienmarkt scheint unterdessen die jüngste Produktpräsentation von Apple zu entfalten, auf der der Konzern unter anderem sein neues iPhone mit einigen technischen Neuerungen präsentiert hatte. Die Aktien zeigten sich vor dem offiziellen Handelsbeginn mit 0,6 Prozent im Minus. Apple hatte zwar die US-Preise weitestgehend stabil gelassen, wie Shannon Cross von der Credit Suisse lobend hervorhob; allerdings bekommen die europäischen Kunden durch den starken Dollar aber zum Teil saftige Preissteigerungen aufgetischt. Eine zentrale Frage für viele Marktbeobachter ist deshalb, wie robust die Nachfrage bleibt, wenn das frei verfügbare Einkommen schrumpft./tav/mis