NEW YORK (awp international) - Ein versöhnliches Ende im US-Schuldenstreit hat am Freitag die Wall Street beflügelt. Die Arbeitsmarktdaten der weltgrössten Volkswirtschaft fielen indes gemischt aus und waren für Aktienanleger ein zweischneidiges Schwert.

Der Dow Jones Industrial gewann rund zwei Stunden vor dem Börsenschluss 2,02 Prozent auf 33 730,65 Punkte. Nach Verlusten im Monat Mai zeichnet sich für die Auftaktwoche in den Juni nun ein Gewinn von 1,9 Prozent ab. Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 1,49 Prozent auf 4283,92 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,79 Prozent auf 14 555,65 Punkte nach oben, was im Wochenverlauf ein Plus von 1,8 Prozent bedeutet. Er ist den Standardwerte-Börsen längst davongelaufen: Seit dem Jahreswechsel ist er inzwischen um ein Drittel gestiegen.

In den vergangenen Tagen hatte der drohende Zahlungsausfall der US-Regierung die Anleger nervös gemacht. Nun ist das Thema abgehakt: Nach dem Repräsentantenhaus hat auch der Senat den Gesetzentwurf gebilligt, mit dem die staatliche Schuldenobergrenze in den USA vorerst ausgesetzt wird.

Der Arbeitsmarktbericht für Mai sandte widersprüchliche Signale, denn die Zahl der Beschäftigten stieg zwar überraschend stark, doch auch die Zahl der Arbeitslosen legte spürbar zu - wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. "Die wirtschaftliche Stärke ist an sich positiv für Aktien", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings könnte der weiterhin starke Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed zu insgesamt mehr Zinsschritten verleiten, was für die Aktienmärkte wiederum Gegenwind verhiesse. "In der Summe ist der heutige Arbeitsmarktbericht daher für den Aktienmarkt schwer zu deuten." Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht in Mitte Juni an.

Unternehmensseitig geriet die US-Telekombranche wegen möglicher Konkurrenz durch den Online-Handelsgiganten Amazon unter Druck. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, erwägt Amazon ein Mobilfunkangebot für seine US-Prime-Kunden. Während an der Nasdaq die Aktien von Amazon um 1,6 Prozent zulegten, büssten T-Mobile US als Schlusslicht im Auswahlindex 6,6 Prozent ein. Im Dow gaben Verizon um 3,3 Prozent nach. AT&T sackten im S&P 100 um 4,4 Prozent ab. Die Papiere des Satelliten-Fernsehanbieters Dish , der eigene Mobilfunklizenzen besitzt, sprangen um 17 Prozent nach oben.

3M sowie Dupont de Nemours gewannen etwas mehr als 8 Prozent, Chemours rund 4 Prozent und Corteva sogar 24 Prozent, nachdem Gerüchte über Vergleichszahlungen rund um Verschmutzungen durch Chemikalien die Runde machten. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus gut unterrichteten Kreisen berichtete, hat der Mischkonzern 3M einen vorläufigen Vergleich in Höhe von mindestens 10 Milliarden Dollar geschlossen. Dabei geht es um Ansprüche wegen Wasserverschmutzung durch sogenannte Ewigkeitschemikalien, die 3M jahrzehntelang hergestellt hatte, wie mit der Sache vertraute Personen sagten.

Zuvor hatten Dupont, Chemours und Corteva mitgeteilt, einen Vergleich rund um die Verschmutzung durch diese per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) erzielt zu haben. Analysten äusserten sich positiv. Die Einigung mache zuversichtlich, dass frühere Haftungsvereinbarungen nicht überschritten werden, hiess es etwa seitens der Credit Suisse zu DuPont und den zugehörigen Spin-offs Chemours und Corteva. Das verbleibende Risiko sei nun viel begrenzter.

Einen kräftigen Kurssprung von rund 12 Prozent machen die Aktien von Lululemon , denn der Sportartikelhersteller überzeugte mit seinen Quartalsergebnissen und höheren Zielen. Biontech stiegen zudem nach frischen Zwischenergebnissen einer Krebsstudie, die das Unternehmen auf der ASCO-Jahrestagung der US-Onkologen vorlegen will, um 4,2 Prozent. Ein Antikörperkandidat gegen verschiedene solide Tumore habe "ermutigende Signale" bei einer bestimmten Form von Lungenkrebs gesendet, hiess es von den Mainzern./ck/stw