NEW YORK (awp international) - Ein unerwartet robuster Arbeitsmarktbericht hat den Anlegern an der Wall Street die Lust auf Aktien am Freitag weiter verdorben. Der Dow Jones Industrial gab im frühen Handel um 1,43 Prozent auf 29 499,87 Punkte nach und knüpfte damit an seine Vortagesverluste an. Die Job-Daten wurden von Börsianern als Hinweis auf eine unverdrossen strenge Geldpolitik in den USA interpretiert. Hoffnungen, die US-Notenbank Fed könnte angesichts schwacher Konjunktursignale etwas weniger forsch im Kampf gegen die hohe Inflation vorgehen, haben sich damit wohl vorerst zerschlagen.

Auch für den marktbreiten S&P 500 ging es abwärts, er verlor zuletzt 1,90 Prozent auf 3673,47 Zähler. Besonders deutlich rutschten die als zinsempfindlich geltenden Technologiewerte ab, der entsprechende Index Nasdaq 100 büsste 2,69 Prozent auf 11 176,31 Punkte ein.

Die US-Wirtschaft hatte im September mehr Arbeitsplätze geschaffen als von Analysten erwartet. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten Juli und August nach oben revidiert. Während die Arbeitslosenquote überraschend sank, legten die Stundenlöhne erneut deutlich zu.

Der US-Arbeitsmarkt gilt als wichtiger Gradmesser, an dem die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Womöglich hatte deshalb der ein oder andere Börsianer auf schwächere Daten gehofft, um die US-Währungshüter doch noch zum Umdenken zu bewegen. Denn unter Investoren die Sorge gross, dass die Zinsschritte über das Ziel hinausschiessen und der Konjunktur noch einen weiteren Dämpfer verpassen. Mit den Jobdaten ist für die Börsianer aber das Szenario schnell steigender Zinsen wieder real. Es bestehe nach den Daten "kein Grund daran zu zweifeln, dass die Fed demnächst nochmals kräftig an der Zinsschraube drehen wird und dieses auch im weiteren Verlauf 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 tun wird", hiess es dazu von der Bank Helaba.

Die Fed hatte bisher die solide Jobsituation in den Vereinigten Staaten als Argument genutzt, um mit historisch grossen Zinsschritten die rasante Teuerung in den Griff zu bekommen. Zu Wochenbeginn hatten indes schwache US-Konjunkturdaten für eine starke Kurserholung an der Wall Street gesorgt, da die Marktteilnehmer sogleich auf weniger starke Zinsschritte der Fed gehofft hatten. Doch Aussagen einiger US-Währungshüter hatten die Rally bereits zur Wochenmitte wieder zum Erliegen gebracht. Dennoch steht im US-Leitindex für diese Woche bisher ein klares Plus zu Buche.

Schwache Konjunktursignale kommen derweil aus dem Chipsektor. Vor dem Wochenende präsentierten sich die AMD-Aktien tiefrot mit einem Minus von 8,7 Prozent. Der Chipkonzern hat vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal die Markterwartungen deutlich verfehlt, vor allem auf dem Markt für PCs war die Nachfrage deutlich geringer gewesen. In diesem Sog ging es auch für die Rivalen deutlich abwärts: Intel verloren vier Prozent, Nvidia büssten fünf Prozent ein. Die US-Investmentbanken JPMorgan und Goldman Sachs kürzten bereits ihre Kursziele für einige Chipwerte und senkten ihre Schätzungen. Den Experten macht bei AMD unter anderem der forcierte Abbau der Lagerbestände bei den Kunden Sorgen.

Derweil bahnt sich womöglich im Gesundheitssektor eine Übernahme an. Papiere des Gesundheitsdienstleisters Cano Health legten um mehr als fünf Prozent zu. Kreisen zufolge führt CVS Health Gespräche zur Übernahme des Unternehmens Diese seien exklusiv, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Allerdings soll der Gesundheitsdienstleister Humana im Jahr 2019 ein Vorkaufsrecht vereinbart haben für den Fall, dass Cano einen Interessenten findet. Bei den CVS-Anlegern kamen die Pläne nicht gut an, die Anteile rutschten um fast neun Prozent ab. Cano sprangen hingegen um siebeneinhalb Prozent hoch. Humana zeigten sich nahezu unverändert./tav