NEW YORK (awp international) - Die US-Börsen haben am Donnerstag ihre deutlichen Verluste aus dem frühen Handel erkennbar eingedämmt. Zuletzt sank der Leitindex Dow Jones Industrial um 0,38 Prozent auf 30 912,07 Punkte. Der marktbreite S&P 500 verringerte sein Tagesminus bei 3809,21 Zählern auf 0,25 Prozent, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 noch um 0,45 Prozent auf 11 606,22 Punkte nachgab.

Für die zu Ende gehende erste Jahreshälfte zeichnen sich allerdings die schlechtesten Kursentwicklungen seit Jahrzehnten ab: Die drei US-Börsenbarometer steuern für diesen Zeitraum auf satte Kursabschläge von 15, 20 und 29 Prozent zu.

Das Risiko weiter steigender Zinsen und einer davon ausgelösten Rezession hat die US-Aktienmärkte weiter fest im Griff. Börsianer verweisen darauf, dass am Mittwoch US-Notenbankchef Jerome Powell und seine Amtskollegen aus der Eurozone und Grossbritannien auf einem Forum gewarnt hatten, dass die Inflation länger anhalten werde. Das habe die Debatte angeheizt, "dass fortdauernde Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation am Ende in eine Rezession münden", schrieb Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank.

Bei steigenden Preisen versuchen Verbraucher, die Ausgaben zu drosseln. Das belegten auch die im Mai weniger stark als erwartet gestiegenen Ausgaben der US-Konsumenten. Ausserdem waren die Ausgaben im Vormonat nach revidierten Daten schwächer als bisher bekannt gestiegen.

Die maue Kauflaune bekamen an der Börse etwa die Aktien der Autobauer zu spüren: Ford , General Motors (GM) und Stellantis verloren zwischen zwei und dreieinhalb Prozent. Autos als vergleichsweise kostspieliges Konsumprodukt rutschen oft als erstes von privaten Einkaufslisten. Zudem verteuert sich bei steigenden Kapitalmarktzinsen die Kauffinanzierung - auch für die wichtigen Firmenkunden.

Aktien der Apothekenkette Walgreens Boots Alliance sackten um knapp sechs Prozent ab und waren die grössten Verlierer im Dow. Analystin Lisa Gill von der Bank JPMorgan verwies auf eine unter den Erwartungen liegende Profitabilität im dritten Geschäftsquartal.

Papiere des Corona-Bierbrauers Constellation Brands büssten gut vier Prozent ein. Ein Händler begründete die Verluste mit einem verhaltenen Ausblick auf das zweite Geschäftsquartal.

Zu den Tagesgewinnern zählten hingegen Biontech und Pfizer mit Aufschlägen von rund sieben beziehungsweise 3,3 Prozent. Die US-Regierung bestellt in grossem Stil weiteren Corona-Impfstoff von den beiden Unternehmen für eine geplante Booster-Kampagne im Herbst. Laut Pfizer-Chef Albert Bourla geht es dabei auch um Mittel, die gegen neuartigere Virusvarianten wie Omikron schützen sollen./gl/men