Frankfurt (Reuters) - Der unerwartete Inflationsrückgang in Deutschland lässt europäische Anleger kalt.

Der deutsche Leitindex Dax schloss 0,2 Prozent tiefer bei 14.355 Punkten, und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 ging mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 3933 Punkte aus dem Handel. "Es ist der Rückfall unter das Ausbruchsniveau der Vorwoche bei 14.440 Punkten, der die Anleger zunächst von weiteren Käufen abhält. Kann der Markt die Hürde in den kommenden Tagen nicht zurückerobern, drohen weitere Gewinnmitnahmen", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Online-Broker CMC Markets. Dabei seien die deutschen Inflationsdaten "nur ein erster Achtungserfolg". Der leichte Rückgang könne zudem auch darin begründet sein, dass viele Unternehmen ihre eigenen höheren Kosten noch nicht vollständig an die Kunden weitergegeben haben.

Auch die Aufregung wegen möglicher Lockerungen der Null-Covid-Politik nach Protesten in China ließ im Laufe des Tages allmählich nach. "Die Anleger in Europa bleiben am Dienstag in einer vorsichtigen Stimmung, da sie in den kommenden Tagen einen großen Zustrom von Wirtschaftsdaten erwarten," kommentierte Craig Erlam, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda. Die Investoren warten unter anderem auf die Eurozone-Inflationsdaten am Mittwoch, die Rückschlüsse auf die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geben könnten.

EURO VOR INFLATIONSDATEN IM PLUS - CHINA TREIBT ÖL AN

Der Euro zog im Vorfeld der Veröffentlichung um 0,4 Prozent auf 1,0380 Dollar an und lag damit nahe seinem am Vortag erreichten Fünf-Monats-Hoch von 1,0497 Dollar. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag gesagt, dass die Inflation in der Eurozone ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht habe und damit alle Türen für Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank offen gehalten.

Berichte, wonach chinesische Gesundheitsbeamte eine Pressekonferenz abhalten würden, schoben den Ölpreis an. Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 83,73 Dollar per Barrel (159 Liter) und der US-Leichtöl WTI kletterte um 1,2 Prozent auf 78,14 Dollar pro Barrel. Zur Erholung von dem zuvor erreichten Jahrestiefststand trugen auch Spekulationen über mögliche Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+ bei.

Die Aktien der krisengeplagten Großbank Credit Suisse sackten unterdessen um 3,6 Prozent auf 2,902 Franken ab. Treiber des jüngsten Einbruchs war neben der Gewinnwarnung vom Mittwoch auch ein technischer Aspekt der Kapitalerhöhung, aber Analysten gehen von einem weiteren Misstrauensvotum des Marktes aus.

Eine Warnung vor steigenden Kosten für die Luftfahrtindustrie wegen höherer Treibstoffpreise, dem stärkeren Dollar und einer Lohninflation setzte Easyjet und Ryanair zu. Die Aktien des britischen und irischen Billigfliegers gaben um 2,6 beziehungsweise 1,2 Prozent nach.

An der Wall Street legten US-notierte chinesische Aktien wie Alibaba, Baidu, JD.Com und Pinduoduo zwischen 5,2 und 8,6 Prozent zu, nachdem Peking eine Lockerung der Finanzierungsbedingungen für Immobilienentwickler angekündigt hatte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)