PARIS/LONDON (awp international) - Am europäischen Aktienmarkt meiden die Anleger am Dienstag neue Risiken. Der EuroStoxx 50 notierte am späten Vormittag fast unverändert bei 3242,05 Punkten. Wie schon zu Wochenbeginn blieben die sich fortsetzende Hängepartie bei den Gesprächen in Washington über ein neues US-Konjunkturpaket und die Coronavirus-Infektionen die beherrschenden Themen. Ohne positive Nachrichten wurde beiden eine eher bremsende Wirkung beigemessen.

Am Vortag hatten massive technische Probleme an der Euronext -Börse noch die Kursfindungen bei Aktien zum Beispiel aus den Niederlanden und Frankreich beeinträchtigt. Am Dienstag ging es nun für den Pariser Leitindex überdurchschnittlich um ein halbes Prozent auf 4951,38 Punkte bergauf, was über die dort notierten Werte wohl auch dem EuroStoxx tendenziell etwas half. In London legte der FTSE 100 immerhin um 0,15 Prozent auf 589,361 Zähler zu.

In der Pandemie, die in Europa ausser Kontrolle zu geraten droht, verschärft Irland ab Mittwoch drastisch seine Massnahmen mit einem neuen teilweisen Lockdown. In der US-Frage nach einem neuen Hilfspaket blickt der Markt nun abwartend darauf, in welche Richtung die Weichen gestellt werden. Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hatte der Regierung eine an diesem Dienstag auslaufende Frist für einen Kompromiss gesetzt.

Ungeachtet der Corona-Lage konnten sich die Werte aus der Reise- und Freizeitbranche am Dienstag als führende in der Branchenwartung erholen, wie ihr Teilindex mit einem Anstieg um 1,1 Prozent zeigt. Aktien von Air France-KLM rückten in Paris um 3,4 Prozent vor. Auch die Papiere des Flugzeugbauers Airbus und seiner Zulieferer stiegen.

Eine positives Studie gab es in von JPMorgan für die Hotellerie-Branche, die Analystin Estelle Weingrod jetzt bevorzugt vor den Catering-Unternehmen. Die Papiere der französischen Hotelkette Accor stufte sie gleich um zwei Stufen auf "Overweight" hoch. Sie kletterten in Paris um 2,4 Prozent.

Ein Plus von fast einem Prozent gab es in der Bankenbranche, die sich wegen der bislang positiv verlaufenden weltweiten Berichtssaison zuletzt im Aufwind befand. Am Dienstag überzeugte nun die Schweizer Grossbank UBS mit ihrem dritten Quartal. Ihre Papiere rückten in Zürich um drei Prozent vor. Jene des lokalen Wettbewerbers Credit Suisse stiegen um 2,3 Prozent.

Ebenfalls in Zürich machte Logitech mit einem Kurssprung um mehr als ein Fünftel von sich reden. Der Hersteller von Computer-Zubehör übertraf im Quartal die Erwartungen der Analysten deutlich und erhöhte seine Ziele für das Gesamtjahr. Die Papiere wurden vor diesem Hintergrund am Dienstag so teuer gehandelt wie noch nie in ihrer Geschichte.

In London überzeugte Reckitt Benckiser die Investoren mit Zahlen, die Aktien rückten dort um 1,4 Prozent vor. Der Konsumgüterkonzern profitiert in der Corona-Pandemie weiter von einem starken Absatz seiner Hygieneprodukte und Desinfektionsmittel. Laut Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research ist das dritte Quartal sehr stark gewesen und deutlich über den Erwartungen ausgefallen.

Die Branchenindizes für Minen- und Ölwerte fielen hingegen. Auf dem Ölpreis lastete am Dienstag, dass beim Treffen der Ölminister des Ölkartells Opec am Montag keine neue Entscheidung zu der für Beginn des kommenden Jahres geplanten Produktionsausweitungen getroffen wurde./tih/mis