PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen sind am Freitag nach moderaten Anfangsverlusten weiter ins Minus gerutscht. Das drohende Scheitern der Brexit-Verhandlungen sowie die dynamische Entwicklung der Corona-Infektionszahlen drängten die Hoffnungen auf bald verfügbare Impfstoffe in den Hintergrund - zumal es von dieser Seite von Sanofi und GlaxoSmithKline negative Nachrichten gab.

Der EuroStoxx 50 büsste am späten Vormittag 0,97 Prozent auf 3488,09 Punkte ein, blieb damit aber immerhin etwas über seinem bisherigen Tagestief. Auf Wochensicht droht dem Leitindex der Eurozone damit ein Minus von fast anderthalb Prozent. Der französische Cac 40 verlor 0,92 Prozent auf 5498,87 Punkte, und für den britischen FTSE 100 ging es um 0,71 Prozent auf 6552,85 Zähler bergab.

Nach den jüngsten Aussagen aus London sei eine Einigung mit der EU weiter fraglich, schrieb Marktstratege Stephen Innes vom Broker Axi. Dies gelte selbst dann, wenn die Gespräche - wie vom britischen Premierminister Boris Johnson angedeutet - über das Ende der von beiden Seiten selbst gesetzten Frist am Sonntag hinaus fortgesetzt würden.

Im europäischen Branchenvergleich gab es am Freitag nur Verlierer. Am besten hielten sich noch die Aktien der Lebensmittel- und Getränkehersteller: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gab um 0,4 Prozent nach. Schlusslicht in der Übersicht war hingegen der stark gelaufene Index der Telekommunikationsunternehmen, der um 2,7 Prozent absackte.

Die Zahl kursbewegender Unternehmensnachrichten blieb übersichtlich. Sanofi -Aktien rutschten wegen eines Rückschlag bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs um fast zweieinhalb Prozent ab. Der französische Pharmakonzern und sein britischer Partner GlaxoSmithKline teilten mit, ihr Impfstoffkandidat habe in einer fortgeschrittenen Studie bei älteren Versuchspersonen keine ausreichende Wirkung gezeigt. Die Verfügbarkeit des Impfstoffs könnte sich deshalb bis zum Ende des kommenden Jahres verschieben. Die Aktien von GlaxoSmithKline zeigten sich mit einem gut halbprozentigen Plus von der Nachricht indes wenig beeindruckt.

ArcelorMittal -Titel zeigten sich gegen den Branchen- und Markttrend kaum bewegt, nachdem der weltgrösste Stahlkonzern den italienischen Staat als Mehrheitseigentümer für sein Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent an Bord geholt hatte. Das Regierungs-Investmentvehikel Invitalia zahlt für einen Anteil von 60 Prozent an der zuständigen ArcelorMittal-Gesellschaft AM InvestCo knapp 1,1 Milliarden Euro, wie beide Seiten am späten Donnerstagabend mitteilten.

An der Mailänder Börse hielt sich die Reaktion auf den sofortigen Rücktritt von Ferrari-Chef Louis Camilleri aus persönlichen Gründen in Grenzen: Die Aktien des Sportwagenbauers verloren mit 0,4 Prozent weniger als der europäische Branchenindex. Verwaltungsratschef John Elkann übernimmt den Posten interimsweise, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Die Anteilsscheine von Zurich verloren im Einklang mit der schwachen Branche knapp zwei Prozent. Der Schweizer Versicherer baut sein Geschäft in den USA aus und übernimmt wie erwartet vom US-Konkurrenten Metlife die Sparten Schaden- und Unfallversicherung./gl/stk