PARIS/LONDON (awp international) - Negative Corona-Nachrichten aus Grossbritannien haben Europas Aktienmärkte am Montag auf Talfahrt geschickt. Der EuroStoxx 50 büsste gegen Mittag 3,54 Prozent auf 3420,08 Punkte ein. Damit zollte der Leitindex der Eurozone auch der starken Vorwoche Tribut - bereits am Freitag hatte er etwas nachgegeben.

Für den französischen Cac 40 ging es zuletzt um 3,45 Prozent auf 5337,40 Punkte bergab. Der britische FTSE 100 hielt sich mit einem Minus von 2,86 Prozent auf 6342,69 Zähler etwas besser. Das schwache Pfund, das Produkte des Landes für ausländische Käufer tendenziell verbilligt, stützte zumindest ein wenig.

Wegen der in Grossbritannien verbreiteten neuen, offensichtlich ansteckenderen Variante des Virus schottet sich Europa zum Wochenbeginn zunehmend vom Vereinigten Königreich ab. Analyst David Madden von CMC Markets UK erinnerte zudem daran, dass auch in mehreren britischen Regionen bestehende Einschränkungen verschärft werden. Die anhaltende Brexit-Hängepartie zwischen den Briten und der EU drückte ebenfalls auf die Stimmung. Die lange ersehnte Verständigung von Demokraten und Republikaner im US-Kongress auf ein weiteres gewaltiges Corona-Konjunkturpaket konnte dagegen nur wenig ausrichten.

Im europäischen Branchenvergleich kamen vor allem Öl-, Banken-, Auto- und Reisetitel unter die Räder: Deren Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 sackten um rund viereinhalb bis fünfeinhalb Prozent ab. Die Aktien der Öl- und Gasunternehmen wurden von den rückläufigen Ölpreisen, die unter den wieder gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheiten litten, mit nach unten gezogen. Auch Wohl und Wehe der Autoindustrie hängen stark von der Konjunktur ab, während die Anteilsscheine von Fluggesellschaften, Reiseveranstaltern und Hotelketten besonders heftig von Reiseeinschränkungen betroffen sind.

Die Aktien des Ölmultis Shell büssten überdurchschnittliche 6,6 Prozent ein. Shell geht für das Schlussquartal wegen Wertminderungen, Restrukturierung von Vermögenswerten und belastenden Verträgen von milliardenschweren Belastungen aus. Die Aussagen enttäuschten, kommentierte RBC-Analyst Biraj Borkhataria. Dass Shell einen Teil eines Flüssigerdgas-Exportprojekts in Australien für 2,5 Milliarden US-Dollar veräussern will, verpuffte am Markt.

Noch am besten hielten sich im Stoxx Europe 600 die als defensiv geltenden Aktien der medizinischen Unternehmen: Ihr Index verlor allerdings auch knapp zwei Prozent.

Ganz abseits der Corona-Pandemie mussten die Anleger bei Aryzta einen Kursrutsch von fast acht Prozent verkraften. Der neu gewählte Verwaltungsrat des Backwarenkonzerns lehnte die Übernahmepläne des Investmentfonds Elliott ab. Die Entscheidung sei nach sorgfältiger Abwägung einstimmig gefallen, heisst es in einer Mitteilung vom Freitagabend./gl/jha/