PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger an Europas Börsen haben sich auch am Mittwoch zurückgehalten. Anleger setzen derzeit allgemein auf eine "Reflation", also auf das Szenario einer wieder anziehenden Inflation. Der damit einhergehende Renditeanstieg an Anleihemarkt weckt die Befürchtung, dass Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren künftig in einem weniger vorteilhaften Licht dastehen könnten.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone knüpfte an seine leichten Vortagesverluste an und gab um 0,27 Prozent auf 3716,23 Punkte nach. In Paris bewegte sich der Cac 40 bei 5782,26 Punkten kaum vom Fleck. Der britische FTSE 100 fiel um 0,22 Prozent auf 6733,89 Punkte.

Zu der recht trüben Stimmung am Aktienmarkt trugen zur Wochenmitte derweil auch enttäuschende Unternehmensnachrichten bei. So sackten die Papiere von Kering als klares Schlusslicht im EuroStoxx um mehr als sechs Prozent ab. Der Umsatzrückgang der Nobelmarke Gucci belastete die Erlöse des französischen Luxusgüterkonzerns auch in den letzten Monaten des Jahres 2020.

Auch europaweit verzeichneten Aktien von Einzelhandelsunternehmen besonders deutliche Verluste, und zwar in Höhe von 2,6 Prozent. Dazu trug auch ein Kursrutsch bei den Aktien von Zalando bei. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik will ihre Zalando-Aktien an ihre eigenen Anteilseigner weiterreichen. Nicht alle Kinnevik-Anteilseigner dürften an ihren neuen Zalando-Aktien festhalten, schrieb Analyst Andreas Riemann von der Commerzbank in einer aktuellen Einschätzung. Deshalb sei ein Aktienüberhang sehr wahrscheinlich.

Nur einen Platz vor Kering büssten die Anteilsscheine von Ahold Delhaize rund drei Prozent ein. Der niederländisch-belgische Handelskonzern musste im Corona-Jahr 2020 trotz brummender Geschäfte einen Gewinnrückgang hinnehmen. Insgesamt schnitt das Unternehmen schwächer ab als von Analysten im Schnitt erwartet.

In London knickten die Aktien von British American Tobacco um mehr als vier Prozent ein. Analysten sind von den Aussichten für das laufende Jahr enttäuscht, der Ausblick des Tabakkonzerns sei konservativ, bei den Gewinnaussichten hatten Experten mehr erwartet.

Für ein positives Ausrufezeichen aber sorgte Rio Tinto : Dank anziehender chinesischer Nachfrage profitierte der britisch-australische Bergbauriese im vergangenen Jahr kräftig von steigenden Eisenerzpreisen. Die Anleger schickten die Aktien um rund drei Prozent in die Höhe.

Gute Nachrichten gab es auch aus Amsterdam: Dank seines Sparkurses und des Trends zum Heimwerken in der Corona-Pandemie überraschte der Farben- und Lackhersteller Akzo Nobel beim Gewinn deutlich positiv. Für die Papiere des Chemiekonzerns ging es um knapp zwei Prozent nach oben./la/mis