PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Donnerstag die über weite Strecken erzielten Gewinne spät wieder abgegeben. Der EuroStoxx stieß bei knapp 3230 Punkten wie schon an den vergangenen Tagen auf eine zu hohe Hürde. Als die US-Börsen nach festem Start ihre Gewinne eindämmten, rutschte der Leitindex der Eurozone sogar zeitweise ins Minus ab. Gebremst wurde er von einem Kursrutsch bei Bayer und schwachen Ölwerten. In der Schlussauktion rettete er sich aber knapp mit 0,02 Prozent auf 3194,09 Punkte ins Plus.

Auf Länderebene waren die Vorzeichen unterschiedlich: Der deutsche Dax gab nach, der französische Cac 40 jedoch behauptete sich mit 0,43 Prozent auf 4824,04 Punkte im Plus. Auch der britische FTSE 100 schaffte es 0,23 Prozent höher bei 5879,45 Zählern ins Ziel. In New York hatte der Dow Jones Industrial seinen anfänglichen Tagesgewinn mit zuletzt noch einem halben Prozent mehr als halbiert.

In den USA schwankten die Anleger am Donnerstag weiter zwischen Hoffen und Bangen, ob ein neues umstrittenes Konjunkturpaket im Angesicht der anstehenden Wahlen zeitnah realistisch ist. Wegen des tonangebenden Charakters der New Yorker Börsen wirkte sich dies Händlern zufolge auch hierzulande bremsend aus. Seit Tagen schon pendelt der EuroStoxx um die Marke von 3200 Punkten.

Im Branchenvergleich hatten die Handelsunternehmen die Nase vorn. So legten Hennes & Mauritz um sechs Prozent zu. Der schwedische Modehändler hatte überzeugende Zahlen für das dritte Geschäftsquartal vorgelegt. Er will ungeachtet der Erholung von der Corona-Krise auch sein Filialnetz verkleinern. Die Aktien des spanischen Konkurrenten Inditex gewannen im Kielwasser mehr als zwei Prozent.

Allgemein nach oben ging es auch für Technologiefirmen. Deren Teilindex gewann rund anderthalb Prozent, nachdem STMicroelectronics überraschend gute Quartalszahlen bekannt gegeben und erneut die Jahresziele angehoben hatte. Die Aktien des Halbleiterherstellers zogen in Paris um fast sieben Prozent an und stützten so die ganze Branche.

Derweil fand sich der Index der Ölwerte wegen des abrutschenden Ölpreises am Ende des Branchentableaus wieder. Kursverluste von 3,4 beziehungsweise 2,4 Prozent machten die Aktien von Eni und Total im EuroStoxx zu den größten Verlierer nach Bayer. Die Papiere des Chemie- und Pharmakonzerns waren wegen eines mauen Ausblicks auf 2021 um 13 Prozent eingebrochen.

In Zürich sorgten neue Studienergebnisse zur Genersatztherapie Zolgensma beim Pharmakonzern Novartis für ein Kursplus von immerhin 0,6 Prozent. Die Daten aus der laufenden Phase-III-Studie bestätigten einen signifikanten therapeutischen Nutzen bei Patienten mit spinaler Muskelatrophie.

Nach einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank stiegen die Papiere des Flugzeugbauers Airbus als Spitzenreiter im EuroStoxx um 4,6 Prozent. Beim Triebwerkszulieferer Rolls-Royce half dies aber nicht, die Aktien sackten wegen beschlossener Kapitalmaßnahmen um zehn Prozent ab. Der Geldbedarf in Corona-Zeiten verschreckte hier die Anleger./tih/he