PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die meisten europäischen Börsen sind am Freitag nach anfänglichen Gewinnen den US-Börsen in negatives Terrain gefolgt. Der britische Leitindex FTSE 100 gab zwar einen Großteil seiner Gewinne ebenfalls ab, konnte aber knapp im Plus schließen. In den USA sind angesichts zunehmender Neuinfektionen mit dem Corona-Virus die Sorgen an die Wall Street zurückgekehrt.

Der EuroStoxx 50 ging mit einem Abschlag von 0,46 Prozent auf 3204,17 Punkte aus dem Handel. Damit beläuft sich das Wochenminus im Leitindex der Eurozone auf rund 2 Prozent. Der französischen Leitindex Cac 40 gab am Freitag um 0,18 Prozent auf 4909,64 Punkte nach. In London hielt sich "Footsie" mit 0,20 Prozent knapp im Plus und beendete den Tag mit 6159,30 Punkten.

Mit rund 40 000 gemeldeten Fällen hatte die Zahl der Neuinfektionen in den USA am Donnerstag einen neuen Höchststand erreicht. Noch vor zwei Wochen lagen die täglich gemeldeten Infektionszahlen bei etwas mehr als der Hälfte. Die Furcht vor einer zweiten Viruswelle geht daher nun wieder um. Just aktuell ordnete daher etwa der Gouverneur von Texas wegen der Corona-Gefahren die Schließung von Bars und Kneipen an.

Nach der fulminanten Rally, die auf den Corona-Börsencrash im März gefolgt ist und mittlerweile stockt, sind zudem die Experten der Credit Suisse nun vorsichtiger für Aktien geworden. "Zwar bleiben Aktien mit Blick auf die kommenden drei bis sechs Monate attraktiv, aber vorerst bleibt Vorsicht ein guter Rat", sagte Investmentchef Michael Strobaek.

Vor dem Wochenende war der Technologiesektor besonders gefragt. Aktien des finnischen Netzwerkausrüsters Nokia etwa kletterten an der Spitze des EuroStoxx deutlich. In Schweden legten die Aktien von Ericsson um 1,7 Prozent zu. Händler verwiesen auf einen Medienbericht, dem zufolge das Weiße Haus umfassende Maßnahmen erwägt, um weltweit Wettbewerb gegen den chinesischen Telekomausrüster Huawei in Gang zu bringen.

Die Bankenbranche war mit minus 2,2 Prozent der schwächste Sektor in Europa. Die US-Notenbank Fed hatte beim Bankenstresstest am Vorabend sämtliche untersuchten Geldhäuser zwar durchgewunken, Aktienkäufe und Gewinnausschüttungen sind aber bis mindestens Ende September untersagt. CMC-Marktanalyst Jochen Stanzl sprach von einer "Art Lockdown-Modus", in der sich die Banken in den USA nun aus Sicht der Aktionäre befänden.

Ein Kredit für die Fluggesellschaft Air France-KLM erleichterte die Investoren nur kurze Zeit. Die Aktie machte zunächst einen Satz um fast zehn Prozent, gab dann aber wieder nach und schloss letztlich sogar mit einem Abschlag von 3,4 Prozent. Der Konzern sieht sich wegen der Pandemie in einer beispiellosen Krise. Das Finanzierungspaket war notwendig geworden, um die Erholung zu sichern.

In der Schweiz setzte sich der 16-prozentige Kursverluste der Aktie des österreichischen Chip- und Sensorherstellers AMS vom Vortag fort. Nach einer anfänglichen Erholung ging es um weitere 1,7 Prozent nach unten.

Die Papiere der Online-Apotheke Zur Rose kletterten in Zürich auf ein Rekordhoch bei 246 Franken. Aus dem Handel gingen sie mit 5,6 Prozent auf 237,50 Franken. Auftrieb gab die Ankündigung, die Versand- und Diabetes-Aktivitäten der Apotal-Gruppe übernehmen zu wollen./ck/mis