PARIS/LONDON (awp international) - Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus hat die Börsen wieder fest im Griff. Nachdem sich die wichtigsten Aktienindizes zuletzt recht stabil gehalten hatten, gerieten sie am Montag wieder teils stark unter Druck. Deutliche Spuren hinterliess ein enttäuschendes deutsches Geschäftsklima.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor nach einem verhaltenen Start am Ende 1,37 Prozent auf 3553,14 Punkte und fand sich damit auf dem Niveau von Anfang Januar wieder. Der französische Cac 40 büsste 1,57 Prozent auf 5472,36 Punkte ein. Etwas besser schlug sich der britische FTSE 100 , der um 0,84 Prozent auf 6638,85 Punkte nachgab.

Die Unternehmensstimmung in Deutschland hatte sich zu Beginn des Jahres vor dem Hintergrund der verlängerten Corona-Beschränkungen überraschend deutlich eingetrübt. Die Landesbank Baden-Württemberg stellte daher die Frage nach einem "Knockdown nach dem Lockdown". Das Bild einer Konjunkturerholung erhalte gewisse Kratzer. Bedenklich sei eine rückläufige Erwartungskomponente.

Wie so oft war unter diesen Voraussetzungen am Montag wieder eine klare Tendenz der Anleger erkennbar: Raus aus stark konjunkturabhängigen Branchen wie etwa den Banken und der Automobilindustrie , die besonders stark unter der Virus-Krise leiden, und rein in die als defensiv geltenden Sektoren Gesundheitswesen und Telekommunikation .

Unter den Reisewerten kamen vor allem die Papiere von Fluggesellschaften unter die Räder. Weltweite Reisebeschränkungen wegen Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie haben ihnen zu Wochenbeginn wieder erheblich zugesetzt, allen voran rutschten die Papiere von IAG in London um 7,7 Prozent ab. Die Muttergesellschaft von British Airways gilt als stark auf der Transatlantik-Route und dürfte so darunter leiden, dass US-Präsident Joe Biden wohl den Einreisestopp für Ausländer aus Europa erneuern wird.

Im Zuge der allgemein düsteren Stimmung ging es auch für Papiere von Air France-KLM sowie der Billigflieger Ryanair und Easyjet um zwischen 3,3 und 6,7 Prozent bergab. Ebenfalls erwischte es Aktien aus der Flugzeugindustrie mit einem Abschlag von 4,5 Prozent bei Airbus . Bei dem Flugzeugbauer war ein Corona-Ausbruch im Hamburger Werk hinzugekommen. Dort wurde für rund 500 Mitarbeiter eine Quarantäne angeordnet.

Am Nachmittag sorgten die Aktien des Netzwerkausrüsters Nokia für Furore. Sie waren unmittelbar nach US-Börsenbeginn aus dem Stand heraus um bis zu 17 Prozent in die Höhe gesprungen und schlossen dann immer noch als einsamer Favorit im EuroStoxx rund 13 Prozent im Plus.

Die in Helsinki gelistete Papiere reagierten offenbar sehr positiv auf einen optimistischen Analystenkommentar der Bank SEB. Diese misst den Aktien ein "erhebliches Turnaround-Potenzial" zu, nachdem Nokia jüngst einige Schwierigkeiten beim Ausbau seiner 5G-Angebote hatte. Zudem wurden die Nokia-Papiere jüngst stark auf der Online-Plattform Reddit diskutiert. Dort sprechen sich Anleger zum Aktienkauf ab, um zum Beispiel solche Investoren aus dem Markt zu drängen, die auf fallende Kurse spekuliert haben.

Ein grosser Gewinner im EuroStoxx waren sonst noch die 2,3 Prozent höheren Anteilscheine von Philips nach einem erfreulichen Schlussquartals. Angetrieben vom Kerngeschäft mit Gesundheitstechnik sei das vierte Quartal besser als erwartet ausgefallen, kommentierte Analystin Veronika Dubajova von der US-Investmentbank Goldman Sachs./la/he