PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger an den europäischen Börsen sind am Mittwoch vorsichtig geblieben. Nach wie vor scheuen sie angesichts steigender Corona-Infektionszahlen das Risiko, denn mögliche drohende Lockdown-Massnahmen dürften den Volkswirtschaften weiter zusetzen. Auch die Unsicherheiten rund um die Austrittsverhandlungen Grossbritanniens aus der EU belasten. Erste Quartalsberichte, die allmählich die Berichtssaison in Europa einläuten, fielen unterdessen gemischt aus. Zugleich bleibt die Hoffnung auf ein US-Konjunkturpaket womöglich noch vor der US-Präsidentschaftswahl Anfang November.

Positive Impulse gaben hier zuletzt Aussagen von Nancy Pelosi, der demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses. Ihr zufolge haben sich die Demokraten und das Weisse Haus einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen genähert. Zugleich relativierte Pelosi das am Dienstag eigentlich ausgelaufene Ultimatum.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab am Vormittag um 1,21 Prozent auf 3188,82 Punkte nach. In Paris fiel der Cac 40 um 1,17 Prozent auf 4871,40 Punkte. In London büsste der FTSE 100 1,33 Prozent auf 58100,82 Zähler ein.

Unter den Einzelwerten im Leitindex der Eurozone nahmen die Aktien von Vivendi die Spitze ein mit plus 2,5 Prozent, während Vinci als einer der Werte am Index-Ende 2,8 Prozent einbüsste. Der Medienkonzern Vivendi steigerte zwar seinen Umsatz im dritten Quartal nicht so deutlich wie erwartet, doch die Entwicklung der Musiksparte UMG war stark. Sie habe die beste Streaming-Entwicklung seit dem zweiten Quartal 2019 aufgewiesen, lobte Credit-Suisse-Analyst Matthew Walker. Vivendi macht nun auch Tempo für ihren Börsengang und peilt diesen Schritt 2022 an. Bisher hiess es, der Gang aufs Parkett solle spätestens Anfang 2023 erfolgen.

Vinci indes wurde im abgelaufenen Quartal von der Corona-Pandemie weiter ausgebremst. Der Luftverkehr an den Flughäfen des französischen Bau- und Dienstleistungskonzerns blieb schwach, das Baugeschäft war wegen des Lockdowns im Vorquartal in Frankreich noch beeinträchtigt und auch der Verkehr auf den Maut-Autobahnen erholte sich im dritten Quartal nur wenig. Analysten reagierten zum Teil mit Kurszielsenkungen auf die Zahlen.

Iberdrola , Akzo Nobel und Nestle zeigten sich nach Eckdaten zum dritten Quartal eher marktkonform mit minus 0,7 Prozent für die Aktie des spanischen Stromanbieters, minus 0,6 Prozent für die des Chemieunternehmens und minus 0,5 Prozent für die des Schweizer Nahrungsmittelherstellers. Bei Akzo Nobel allerdings lautete das Motto vor allem "Sell on good news", denn das Quartal des Chemiekonzerns und Farbenherstellers war stark verlaufen. Das hatte die Aktie bereits vorweg genommen. Sie war am Montag auf Rekordhoch gestiegen.

Die Papiere der Zur Rose Group indes sprangen in Zürich nach einer starken Umsatzentwicklung im abgelaufenen Jahresviertel um knapp 11 Prozent hoch. In Stockholm gewannen Ericsson zudem 6,2 Prozent. Die starke Nachfrage nach Produkten für das 5G-Mobilfunknetz hielt den Netzwerkausrüster im dritten Quartal inmitten der Corona-Krise überraschend gut auf Kurs.

Ausserhalb der viel beachteten Werte sprangen zudem die Anteilsscheine von Somfy um 11 Prozent hoch auf 135,80 Euro. Der französische Smart-Home-Pionier und Anbieter von Sicherheitslösungen überzeugte die Anleger mit starken Umsatzzahlen. Oddo BHF hob die Aktie nun von "Neutral" auf "Buy" und hob das Kursziel von 105 auf 145 Euro an./ck/stk