PARIS/LONDON (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Mittwoch mit Zurückhaltung auf die Nachricht von verschobenen Verhandlungen über das Corona-Hilfspaket in den USA reagiert. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor gegen Mittag 0,12 Prozent auf 3229,50 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,11 Prozent auf 4890,11 Zähler. Der britische FTSE 100 verbuchte ein Minus von 0,08 Prozent auf 5945,06 Punkte.

Am Dienstag hatte US-Präsident Donald Trump die Regierung angewiesen, bis zur US-Präsidentschaftswahl am 3. November nicht mehr mit den Demokraten über ein weiteres Corona-Konjunkturpaket zu verhandeln. Dies machte die Hoffnungen der Anleger auf eine weitere, rasche Wirtschaftsbelebung zunichte. Dafür versprach Trump, dass es "sofort" nach seinem Wahlsieg ein grosses Konjunkturpaket geben werde.

"Auch wenn Trump den Börsen auf den ersten Anblick einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, riechen die Anleger nun sukzessive eine mögliche Finte", kommentierte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. "Dass der US-Präsident der Rückkehr an den Verhandlungstisch eine Absage erteilt, könnte als taktischer Schachzug verstanden werden. Das was Trump signalisiert und was der Markt glaubt, sind zwei verschiedene Paar Schuhe", so Emden.

Aus Branchensicht waren am Mittwoch europaweit Versorger- und Bauwerte am meisten gefragt. Dagegen wurden Banken- und Versicherungsaktien am stärksten gemieden.

Aus Unternehmenssicht dominierten mangels fundamentaler Nachrichten neue Analystenstudien die Nachrichtenlage. So verbuchten die Aktien von AB Inbev , Diageo und Pernod Ricard Kursgewinne zwischen 1,1 und 2,2 Prozent, nachdem das Analysehaus Jefferies für die Papiere der drei Spirituosenkonzerne Kaufempfehlungen ausgesprochen hatte. Analyst Edward Mundy attestierte den drei Schnapsbrennern für die Zeit nach der Corona-Krise gute Chancen auf ein langfristiges strukturelles Wachstum.

Nach der 22-prozentigen Erholungsrally der Rolls-Royce-Papiere am Dienstag bauten sie zur Wochenmitte ihren Vorsprung zunächst um rund 7 Prozent aus. Dann setzten allerdings grössere Gewinnmitnahmen ein, die für einen Verlust von zuletzt 3,9 Prozent sorgten. Der britische Turbinenhersteller hatte bereits am Montag Gespräche mit Investoren über die Ausgabe von Anleihen im Volumen von mindestens einer Milliarde Pfund angekündigt./edh/fba