Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor Rücksetzern bei der Konjunkturerholung wegen verschärfter Coronavirus-Restriktionen lässt die Anleger an Europas Börsen vorsichtig agieren.

Für einen Lichtblick sorgten ermutigende Wirtschaftsdaten des wichtigen Handelspartners China. "Dadurch werden die schwelenden Sorgen rund um die Coronavirus-Pandemie gedeckelt", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Der Dax ging am Montag 0,4 Prozent fester mit 13.848 Punkten aus dem Handel. Der Stoxx50 legte 0,1 Prozent auf 3603 Zähler zu. Die US-Börsen blieben wegen eines Feiertags geschlossen.

Parteiübergreifend wurden vor dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Dienstag Rufe nach neuen Corona-Auflagen laut. Im Gespräch sind Ausgangssperren, mehr Druck auf Homeoffice sowie eine generelle FFP2-Maskenpflicht etwa im öffentliche Nahverkehr. Bisher gilt der Lockdown mit der Schließung von Gastronomie, Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen bis Ende Januar. Dass die Schließungen verlängert werden, gilt als sicher.

FURCHT VOR REZESSION

Je länger die Pandemie-Beschränkungen in Kraft blieben, desto länger werde die wirtschaftliche Erholung auf sich warten lassen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi warnte vor einer möglichen Rezession. Sorge bereiten hochansteckende Virus-Mutationen, die sich vor allem in Großbritannien und Irland zuletzt rasant ausgebreitet haben.

Trotz der Coronavirus-Pandemie wuchs die chinesische Wirtschaft 2020 um 2,3 Prozent. "Alleine die Tatsache, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht schrumpft, kann als Erfolg gewertet werden", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Für das laufende Jahr traue er der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft sogar ein Plus von mehr als acht Prozent zu. "Läuft die chinesische Produktion auf Hochtouren, braucht es Maschinen, die etwa aus Deutschland kommen. Geht es Deutschland wiederum gut, schiebt dies auch die Konjunktur in der gesamten Eurozone an."

AUS FÜR ÜBERNAHME SETZT CARREFOUR ZU

Bei den Einzelwerten brockte die zurückgezogene Übernahmeofferte des kanadischen Konkurrenten Alimentation Couche-Tard Carrefour einen erneuten Kurssturz ein. Die Aktien der französischen Supermarkt-Kette fielen rund sieben Prozent. Am Freitag hatten sie wegen des Widerstandes der französischen Regierung gegen den Deal ähnlich stark verloren. Der kanadische Konzern betonte, sein milliardenschweres Übernahme-Angebot sehr gerne wieder aus der Schublade holen zu wollen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die Haltung der Regierung in Paris ändere.

Ein weiteres Übernahme-Angebot zweier Finanzinvestoren sorgte für Auftrieb bei Suez. Die Aktien des Versorgers stiegen in Paris um rund drei Prozent auf ein Fünf-Jahres-Hoch. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass Suez-Großaktionär Veolia seine ursprüngliche Offerte nun nachbessere, kommentierte Analyst Ahmed Farman von der Investmentbank Jefferies. Veolia-Chef Antoine Frerot kündigte an, sich mit dem Suez-Chef in Verbindung setzen zu wollen.

Am deutschen Aktienmarkt rückte Thyssenkrupp ins Rampenlicht. Die Aktien legten sieben Prozent zu. Einem Händler zufolge profitierte der Industriekonzern von einem Bericht, demzufolge eine Abspaltung des Stahlbereichs an der Börse als Alternative zum potenziellen Verkauf an den britischen Rivalen Liberty Steel erwogen werde. Thyssenkrupp bekräftigte, dass neben einem Verkauf auch geprüft werde, wie die Stahlsparte eigenständig weiterentwickelt werden könne.

Größter Gewinner im MDax war die Aareal Bank mit einem Kursplus von 7,7 Prozent. Der Immobilienfinanzierer will 1,50 Euro je Aktie ausschütten, sofern die Aufsichtsbehörden zustimmen. "Das erfreut zwar Anleger", sagte ein Börsianer. "Die Ankündigung ist aber mit vielen 'falls' und 'wenn' gespickt."

Gefragt waren auch die Papiere des aus der Fusion von Fiat Chrysler und Peugeot hervorgegangenen Autobauers Stellantis. Die Aktien gewannen in Mailand und Paris jeweils rund sieben Prozent im Vergleich zu ihren Eröffnungskursen.