Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger wetten weiter auf einen raschen Aufschwung nach dem Ende der Coronavirus-Pandemie. "Das Risiko sinkt, die Volatilität sinkt, wir sehen die langsame Wiederbelebung der Weltwirtschaft, die Einführung des Impfstoffs und den enormen Nachholbedarf, das alles sollte positiv für das Wirtschaftswachstum sein", sagte Matthias Scheiber, Leiter des Portfoliomanagements bei Wells Fargo Asset Management. Der Dax und der breit gefasste europäische Stoxx600 meldeten sich zum Wochenanfang mit Rekordhochs von 15.501,84 beziehungsweise 443,61 Punkten zurück, gaben die Kursgewinne im Handelsverlauf aber wieder ab. Die US-Futures deuteten nach den jüngsten Rekordmarken auf einen etwas schwächeren Handelsstart hin.

Eine neue Bestmarke erzielte der Index für die heimische Reise- und Tourismusbranche mit einem Plus von bis zu 1,5 Prozent. "Wermutstropfen der positiven Entwicklung bleiben allerdings das weiter dynamische Infektionsgeschehen in der dritten Corona-Welle und die anhaltenden Diskussionen um einen bundesweiten Lockdown, der diese brechen könnte", gab Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken.

US-BERICHTSSAISON IM BLICK

Zusätzlichen Schub verspricht sich Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi von der angelaufenen US-Bilanzsaison. "Die Erwartungen sind hoch, aber es deutet einiges darauf hin, dass die Unternehmenszahlen selbst diese noch übertreffen könnten." Auch für europäische Firmen seien Experten optimistisch, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Sie rechneten für das erste Quartal im Schnitt mit einem Gewinnplus von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Allerdings hätten in der vergangenen Woche bereits einige Investoren die Veröffentlichung starker Quartalsergebnisse für Gewinnmitnahmen genutzt, warf Analyst Stanzl ein. "Wenn das das Motto der gesamten Berichtssaison wird, könnte es Gegenwind für die haussierenden Weltbörsen geben."

KUPFERPREIS IM AUFWIND - BITCOIN STABILISIERT

Die Konjunkturoptimisten waren auch am Rohstoffmarkt in der Überzahl. Die Weltwirtschaft werde in der zweiten Jahreshälfte ihren Wachstumshöhepunkt erreichen, prognostizierten die Analysten des Brokerhauses Huatai. Vor diesem Hintergrund verteuerte sich das Industriemetall Kupfer um gut zwei Prozent auf 9403 Dollar je Tonne.

Ein schwächerer Dollar und gesunkene Renditen von US-Staatsanleihen ließen Anleger auch bei Gold zugreifen. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,8 Prozent auf 1789,77 Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Stand seit rund sieben Wochen. Der Dollar schwächte sich ab und die Renditen der Staatsanleihen blieben gedämpft, nachdem die US-Notenbank ihre Ansicht bekräftigte, dass ein Inflationsanstieg voraussichtlich nur vorübergehender Natur wäre.

Unterdessen stabilisierte sich Bitcoin an der Börse Bitstamp bei 57.100 Dollar, nachdem der Kurs der ältesten und wichtigsten Cyber-Devise am Wochenende zeitweise um knapp 10.000 Dollar eingebrochen war. Eine mögliche strengere Regulierung bedeute derzeit die größte Gefahr für Kryptowährungen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Nach dem erfolgreichen Börsengang der Kryptowährungs-Handelsplattform Coinbase sei es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Bitcoin-ETF in den USA zugelassen werde.

PLÄNE FÜR SUPER LEAGUE SPALTEN FANS UND FUSSBALL-AKTIEN

Am Aktienmarkt rückten die börsennotierten Fußball-Clubs ins Rampenlicht. Zwölf europäische Top-Vereine wollen in Konkurrenz zur Champions League der Uefa eine "Super League" auf die Beine stellen. Die Titel des italienischen Gründungsmitglieds Juventus sprangen daraufhin bis zu 15,8 Prozent nach oben. Olympique Lyon und AS Rom, die vorerst nicht dabei sind, gaben dagegen zunächst leicht nach, bevor sie die Verluste wett machten.