PARIS/LONDON (awp international) - Nach den Verlusten am Vortag haben sich die Anleger an den europäischen Börsen am Dienstag weiter zurückgehalten. Am Vormittag verlor der EuroStoxx 50 0,22 Prozent auf 4193,22 Punkte.

An den grossen Länderbörsen ging die Entwicklung leicht auseinander. Während der französische Cac 40 um 0,36 Prozent auf 6813,84 Punkte sank, hielt sich der britische FTSE 100 dank der Stärke der Rohstoffwerte bei kaum veränderten 7158,71 Zählern.

Einmal mehr belasteten Corona-Sorgen. "Viele Anleger befürchten, dass die Eindämmungsversuche der chinesischen Regierung im Zuge der Ausbreitung der Delta-Variante auch die weltwirtschaftliche Dynamik abbremsen könnten", hiess es von der LBBW. "Der Cargo-Stau in den wichtigen Container-Häfen hält weiter an, da im Falle des Auftretens einer Corona-Infektion bei Hafenmitarbeitern die ganze Hafenanlage geschlossen werden muss."

Die abwartende Haltung begründete Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect auch mit anstehenden US-Daten. "Der Fokus liegt heute auf den US-Makrodaten in Form von z.B. den Einzelhandelsumsätzen und der Rede des FED-Vorsitzenden Powell." An den Märkten wird derzeit darüber spekuliert, ob die US-Notenbank in absehbarer Zeit ihren extrem lockeren geldpolitischen Kurs korrigieren könnte, der die Börsen in den vergangenen Monaten mit beflügelt hatte.

Die Sorge um Probleme der Lieferketten liess den Autosektor um ein Prozent nachgeben. Rohstofftitel erholten sich unterdessen von den Abgaben des Vortages. Dazu trugen die Gewinne von BHP entscheidend bei. Nach starken Zahlen rückte der Wert um über sechs Prozent vor. Der Konzern will zudem von seinem Öl- und Gasgeschäft abrücken und stattdessen das Düngergeschäft forcieren.

Leichte Gewinne verzeichneten auch die Pharmawerte. Novartis hatte mit seinem Augenmittel Beovu positive Ergebnisse im zweiten Jahr in einer Phase-III-Studie erzielt. Das Augenmittel wurde bei Patienten eingesetzt, die am sogenannten diabetischen Makulaödem (DME) leiden, einer Netzhauterkrankung, die durch die Zuckerkrankheit hervorgerufen wird.

Dass starke Expansion ihren Preis hat, zeigten unterdessen die Zahlen des Online-Lieferdienstes Just Eat Takeaway . Im ersten Halbjahr fiel ein Minus von fast einer halben Milliarde Euro an, nachdem es ein Jahr zuvor nur minus 59 Millionen Euro gewesen waren. So gab das Unternehmen, das erst jüngst die Milliardenübernahme des US-Lieferdienstes Grubhub abgeschlossen hatte, in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als drei mal so viel für Werbung aus wie im Vorjahreszeitraum.

Am Markt setzten sich nach anfänglichen Abgaben allerdings die Käufe durch, so dass der Wert um 3,6 Prozent anzog. Die Aktie hatte in den vergangenen Monaten geschwächelt und notiert um über 30 Prozent unter den Hochs aus dem vergangenen Oktober./mf/mis