PARIS/LONDON (awp international) - Entspannungssignale mit Blick auf Zinserhöhungen und die Aussicht auf gelockerte Corona-Restriktionen in China haben Europas Börsen am Freitag weiter nach oben getrieben. Der EuroStoxx 50 legte gegen Mittag um ein Prozent auf 3777 Punkte zu. Er könnte nun den seit Jahresanfang dominierenden Abwärtstrend nach oben verlassen. Auf Wochensicht zeichnet sich für den Eurozone-Leitindex ein Plus von mehr als drei Prozent ab.

"Der Markt reagiert damit auf die feste Wall Street, an die nach leichten Entspannungssignalen aus dem Zinsumfeld die Aktienkäufer ebenfalls zurückgekehrt sind", schrieb Marktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Ein weiterer positiver Impuls komme aus China: "Der Lockdown in Shanghai wird gelockert und es scheint, als könne dort bald wieder etwas mehr Normalität einkehren."

Der Cac 40 in Paris gewann 0,76 Prozent auf 6459 Zähler. In London trat der FTSE 100 auf der Stelle, hier bremsten erneute Kursverluste britischer Versorger.

Europas Versorger waren mit Blick auf das Sektortableau wie schon am Vortag die grössten Verlierer, der Branchenindex fiel um 1,3 Prozent. In London weiteten Titel wie Centrica , SSE, National Grid und United Utilities die jüngsten Verluste noch aus. Nach wie vor lastet am Markt die Sorge um eine Sonderbesteuerung der hohen Gewinne von Stromproduzenten auf der Branche.

Dem standen Gewinne vor allem im Konsumgütersektor gegenüber, der um 1,9 Prozent zulegte. Hier ragten die Luxusgüterkonzerne wie Richemont , LVMH , Kering und Hermes heraus mit Kursgewinnen von 2,6 bis zu 7,7 Prozent. Sie waren seit Jahresanfang überdurchschnittlich stark gefallen.

Daneben bewegten Analystenkommentare die Kurse. Goldman Sachs strich die Kaufempfehlung für Unibail-Rodamco-Westfield, was den Kurs des Immobilieninvestors um 3,9 Prozent nach unten drückte. In Zürich verteuerten sich Sonova um 5 Prozent, nachdem die US-Bank Jefferies zum Kauf der Papiere des Herstellers von Hörsystemen geraten hatte. Die Papiere des Essenslieferanten Deliveroo fielen in London um 3 Prozent, hier hatte JPMorgan die Kaufempfehlung gestrichen./bek/jha/