PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben nach dem verhaltenen Geschäft zu Wochenbeginn am Dienstag an Fahrt gewonnen. Gegen Mittag rückte der EuroStoxx 50 um 0,89 Prozent auf 4075,29 Punkte vor.

Auch an den grossen Länderbörsen ging es nach oben. Der französische Cac 40 gewann zuletzt 0,65 Prozent auf 6488,76 Zähler. Fest präsentierte sich der britische FTSE 100 , der um 1,26 Prozent auf 7110,88 Punkte anzog.

Steigende US-Futures sorgten nach dem Feiertag zu Wochenbeginn für Kauflaune, nachdem am Vortag in den USA kein Handel stattgefunden hatte. Auch von der Konjunkturseite gab es positive Signale: Die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und der grössten europäischen Volkswirtschaften fielen nach einer erneuten Schätzung besser als erwartet aus.

Unerwartet hohe Inflationszahlen verdarben den Anlegern nicht die Stimmung und schürten keine Zinsängste. Die Verbraucherpreise in der Eurozone erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,0 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 1,9 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Rate noch 1,6 Prozent betragen. "Hinsichtlich der Geldpolitik im Euroraum ändert sich durch diese Daten unseres Erachtens erst einmal nichts: Die EZB wird weiterhin auf die temporäre Natur vieler Preiseffekte verweisen und auf die - vor allem für den Euroraum insgesamt - weiterhin sehr moderate Kerninflation", hiess es dazu von der LBBW. "Letztere bereitet den Boden für ein deutliches Wiederabsinken der Teuerung im kommenden Jahr."

Gefragt waren Rohstoffwerte. Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann verwies auf die freundliche Tendenz an der Londoner Rohstoffbörse LME. Sehr fest präsentierten sich die Aktien von Rio Tinto , die um 3,9 Prozent anzogen. Die Investmentbank Jefferies hatte die Einstufung auf "Buy" mit einem Kursziel von 7600 Pence belassen. Die Gefahr höherer Steuern und Abgaben in Peru und Chile führten zu Verzögerungen beim Aufbau neuer Bergbaukapazitäten in den beiden Ländern, schrieb Analyst Christopher LaFemina in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das führe zu einem unerwartet langsamen Angebotswachstum, was zu einer längeren Periode höherer Kupferpreise beitrage.

Ölwerte profitierten zugleich von der Stärke der Rohölpreise. Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg sprach von einem unterversorgten Markt. "Die führenden Ölexporteure blicken mit Freude auf einen angespannten Ölmarkt, wobei der Bedarf an Rohöl der OPEC+ wohl deutlich stärker steigt als erwartet", so Weinberg.

Nicht ganz mithalten konnten die defensiven Branchen. Versorger, Lebensmittelproduzenten und Telekommunikationswerte hinkten dem Gesamtmarkt hinterher. Etwas besser entwickelten sich Titel von AB Inbev mit einem Aufschlag von 0,7 Prozent. Die Investmentbank Jefferies hatte das Kursziel von 75 auf 80 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Das Wachstum ziehe an und zugleich sei der Brauereikonzern besser aufgestellt als in der Vergangenheit, schrieb Analyst Edward Mundy./mf/nas