PARIS/LONDON (awp international) - Nach leichten Auftaktgewinnen haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag wieder an Schwung verloren. Der EuroStoxx 50 trat gegen Mittag mit 3750,61 Punkten nahezu auf der Stelle. Auch der französische Cac 40 tendierte praktisch unverändert. Der britische FTSE 100 verlor dagegen 0,24 Prozent auf 7489,32 Punkte.

Die Gewinne vom Vortag nach günstigen US-Inflationsdaten setzten sich damit nicht fort. "Die Kursreaktionen auf die US-Inflationszahlen waren überzogen", betonte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Wirtschaft sei noch weit davon entfernt, nicht weiter von den Preissteigerungen und den geopolitischen Themen belastet zu werden. Am Vortag hatte sich die Inflation in den USA überraschend deutlich abgeschwächt. Dies hatte Hoffnungen auf moderatere Zinserhöhungen in den USA geweckt.

Für neue Impulse könnten am Nachmittag die US-Erzeugerpreise sorgen. "Ein kleiner Rückgang der Gesamtrate ist möglich", merkten die Volkswirte der Helaba dazu an. "Allerdings kann auch hier noch nicht von einer nachhaltigen Entspannung gesprochen werden." Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Die Entwicklung schlägt teilweise und mit Zeitverzug auf die Verbraucherpreise durch.

Die Einzelsektoren lagen insgesamt nahe beieinander. Einige Quartalszahlen zogen stärkere Bewegungen nach sich. Unter Versorgern fielen Orsted mit einem Verlust von über fünf Prozent auf. Die Zahlen des dänischen Unternehmens hatten im ersten Halbjahr im Bereich der seegestützten Windenergieanlagen deutlich unter den Erwartungen gelegen.

Aktien von RWE regierten mit Verlusten auf die Pläne des Energiekonzerns zu mehr erneuerbarer Energieerzeugung. Marktbeobachter sprachen von Gewinnmitnahmen und verwiesen darauf, dass die Papiere der Essener seit Ende Juni um kräftige 22 Prozent gestiegen waren.

Noch deutlicher lagen die Pharmawerte im Minus. Hier belasten Anschlussverluste bei Sanofi . Die Sorgen vor den rechtlichen Folgen wegen des zurückgerufenen Herzmedikaments "Zantac" lasten damit einmal mehr auf dem Wert, der um über sieben Prozent fiel.

Besser sah es im Versicherungsbereich aus. Aktien von Aegon legten nach starken Quartalszahlen zu. Gefragt waren auch Zurich . Die Versicherungsgruppe hatte im ersten Halbjahr 2022 mehr verdient als noch vor Jahresfrist. Vontobel-Analyst Simon Fössmeier sprach von einem guten bis sehr guten Halbjahresergebnis. Die Analysten von Jefferies lobten unterdessen das Aktienrückkaufprogramm.

Unter den kleineren Werten fielen unterdessen Nel ASA mit Verlusten auf. Der Wasserstoffhersteller habe beim Umsatz enttäuscht, schrieb Analystin Zoe Clarke von Goldman Sachs. Die Auftragsbestände wachsen der Expertin zufolge aber weiter stark./mf/jha/