PARIS/LONDON (awp international) - Die Erholung vom Kursdebakel zu Wochenbeginn hat sich am Mittwoch an Europas Börsen mit kräftigen Gewinnen weiter fortgesetzt. Dabei entfaltet inzwischen auch die Berichtssaison zunehmend ihre Wirkung am Markt. So trieben am Mittwoch auch einige gute Unternehmensnachrichten die Kurse. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte bis zum späten Vormittag um 1,39 Prozent auf 4011,21 Punkte zu

Auch an den Länderbörsen ging es weiter aufwärts mit einem Plus von 1,30 Prozent auf 6429,36 Zähler für den französischen Cac 40 . Der britische FTSE 100 rückte um 1,17 Prozent auf 6995,45 Zähler vor.

Während bereits der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag seine Schatten vorauswirft, zeigen sich Marktbeobachter weiterhin vorsichtig. Sie sehen vorrangig viele Schnäppchenjäger unterwegs, nachdem der EuroStoxx50 aufgrund von Corona- und Konjunktursorgen zu Wochenanfang auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten abgesackt war.

Diese Verluste sind aktuell noch nicht komplett wieder ausgebügelt, wofür einige Börsianer durchaus eine Erklärung haben: Die schlechten Nachrichten rund um die Ausbreitung des Coronavirus bilden derzeit eine Kulisse, vor deren Hintergrund Anleger weiterhin einen Grund haben, abzuwarten", schrieb etwa Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Dies hinderte die Investoren jedoch nicht daran, mit den Touristik- und Freizeitwerten gerade bei jener Branche nachzulegen, die vom Ausverkauf am Montag besonders betroffen gewesen war. Mit einem Plus von mehr als vier Prozent führte der Stoxx Europe 600 Travel and Leisure das Branchentableau in Europa an. In London etwa gehörten die Papiere der British Airways-Mutter IAG mit einem Aufschlag von fast sechs Prozent zu den grössten Gewinnern. Papiere des Reiseveranstalters Tui rückten um 4,30 Prozent vor, und Aktien der Hotelkette Intercontinental um 3,60 Prozent. Generell gab es zur Wochenmitte keine Verlierer unter den Sektoren, die Nahrungs- und Getränkehersteller waren mit 0,3 Prozent Aufschlag der schwächste Sektor in Europa.

Im Eurostoxx 50 fanden sich nach starken Quartalszahlen die ASML -Papiere unter den Index-Favoriten wieder. Der Chipindustrieausrüster verbuchte im vergangenen Quartal dank des Halbleiterbooms einen Auftragsrekord und hob abermals seine Jahresprognosen an. Mit einem Aufschlag von rund dreieinhalb Prozent begrüssten die Anleger auch die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs.

Während die Kennziffern des spanischen Energiekonzerns Iberdrola , der wegen hoher Corona-Belastungen im vergangenen Quartal einen Gewinnrückgang verbuchte, kaum Wellen am Aktienmarkt schlugen, zeigten sich die Anleger bei Akzo Nobel umso enttäuschter. Zwar stiegen Umsatz und bereinigter Gewinn deutlich, einige Analysten hatten sich aber mehr erwartet. Zudem passte das Unternehmen seine Prognose für die Profitabilität leicht an. Die Papiere verloren zuletzt rund zweieinhalb Prozent.

Novartis dagegen verteuerten sich in Zürich nach Vorlage des Quartalsberichts um zuletzt 0,76 Prozent, nachdem es zuvor in der Spitze um mehr als zwei Prozent nach oben gegangen war. Der Schweizer Pharmakonzern hatte zwar bei Umsatz und Ergebnis die Erwartungen übertroffen, für Zurückhaltung unter Anlegern sorgte allerdings, dass das Management seine Jahresziele beibehält. Goldman-Experte Keyur Parekh hält diese inzwischen jedoch für konservativ.

An der Londoner Börse stand unterdessen der Mode-Einzelhändler Next im Rampenlicht - ebenfalls nach angehobenen Jahreszielen,weil die Kunden nach dem Ende der Lockdown-Massnahmen inzwischen zurückströmen. Die Aktie führte mit einem Aufschlag von zuletzt 9 Prozent den britischen Leitindex an./tav/eas