PARIS/LONDON (awp international) - Starke Quartalszahlen vor allem vom Kosmetikkonzern L?Oreal haben an Europas Börsen am Freitag für neue Kauflaune gesorgt. Aber auch gute Neuigkeiten vom kriselnden chinesischen Immobilienkonzern Evergrande brachten dem Handel nach dem schwächeren Vortag Rückenwind.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte bis zum späten Vormittag um 0,92 Prozent auf 4194,07 Punkte vor. Dennoch ist nach einer bisher durchwachsenen Handelswoche die Bilanz eher dürftig. Zuletzt hatten am Donnerstag die Sorgen um den hochverschuldeten Evergrande-Konzern Europas Börsen ausgebremst.

Nun soll der Konzern laut Medienberichten kurz vor Ablauf einer Nachfrist fällige Zinsen für eine Anleihe in Höhe von 83,5 Millionen US-Dollar getilgt haben. "Das sollte die Ängste vor einer Ansteckung des chinesischen Finanzsystems vorübergehend zerstreuen", schrieb Jeffrey Halley vom Broker Oanda. Allerdings sei bald die nächste Zahlung fällig, gab der Marktkenner zu bedenken.

In Paris ging es für den französischen Cac-40-Index vor dem Wochenende klar aufwärts mit plus 0,97 Prozent auf 6751,33 Zähler. Etwas verhaltener war die Stimmung angesichts gemischt ausgefallener Konjunkturdaten aus Grossbritannien an der Londoner Börse. Der britische FTSE 100 legte lediglich moderat um 0,17 Prozent auf 7213,00 Punkte zu.

Europaweit zog es die Investoren vor dem Wochenende vor allem in Technologiewerte, während Reisewerte und die Telekommunikationsbranche eher gemieden wurden. Der Konsumsektor war ebenfalls klar gefragt, nachdem der Kosmetikkonzern L?Oreal mit einem starken dritten Quartal überrascht hatte.

Die Franzosen hatten in allen Regionen weitaus besser abgeschnitten als am Markt erwartet, da mit der Erholung von der Corona-Pandemie die Kunden wieder verstärkt zu Schönheitsprodukten greifen. Für L?Oreal-Aktien ging es mit einem Plus von zuletzt mehr als sechs Prozent an die Spitze des EuroStoxx 50.

Ebenfalls mit unerwartet starken Resultaten überzeugte der Unterhaltungskonzern Vivendi die Anleger. Die Papiere verteuerten sich in Paris um mehr als drei Prozent. Dagegen gaben Renault -Papiere nach der Veröffentlichung von Umsatzzahlen zeitweise um fast zwei Prozent nach, konnten ihr Minus aber im Verlauf auf 0,2 Prozent eindämmen. Der Autobauer leidet weiter kräftig unter dem Chipmangel und rechnet inzwischen mit einem deutlich höheren Produktionsausfall in diesem Jahr.

Die Lieferkettenprobleme betreffen inzwischen nahezu alle Branchen und sind selbst beim Börsenbetreiber London Stock Exchange (LSE) angekommen. Einige Ausgaben in Technikinfrastruktur werden daher womöglich verschoben, erklärte das Unternehmen bei der Vorlage seiner Quartalszahlen. Auch der Ausblick auf das Schlussquartal war verhalten. Anleger reagierten enttäuscht, die Papiere sackten um mehr als drei Prozent ab./tav/mis