PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Freitag angesichts steigender Corona-Zahlen in einigen Ländern und Lock-Sorgen nach anfänglichen Gewinnen nachgegeben. Der EuroStoxx 50 fiel am Vormittag um 0,4 Prozent auf 4366,84 Punkte nach.

An den grossen Länderbörsen sah es ähnlich aus. Der französische Cac 40 sank um 0,34 Prozent auf 7117,47 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,06 Prozent auf 72851,28 Punkte minimal nachgab. Hier stützten die Rohstoffwerte etwas.

Die Märkte folgten zunächst den US-Vorgaben, wo vor allem Technologiewerte gefragt waren. Am Vormittag kam die Bewegung dann aber ins Stocken. Marktexperte Andreas Lipkow vom Comdirect verwies auf das "luftige Kursniveau" an den Märkten. "Des Weiteren kommt das Corona-Pandemie-Thema mit voller Kraft in die Aktienmärkte zurück, so Lipkow. Die Auswirkungen für die Unternehmen sollten nicht unterschätzt werden.

Die Landebank Baden-Württemberg warnte vor den wirtschaftlichen Auswirkungen erneuter Lockdown-Massnahmen. Mit Österreich geht bereits ein Land erneut in einen Lockdown. Und auch mit Blick auf Deutschland sorgen sich die Anleger nun wieder vor einem denkbaren Lockdown. Verstärkte Schwankungen könnte zudem der kleine Verfallstermin an den Terminbörsen auslösen, fügte Lipkow hinzu.

Erneute Warnsignale gab es auch von der Inflationsseite. Der Preisauftrieb in Deutschland wird immer stärker. Im Oktober stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahresmonat seien die Erzeugerpreise um 18,4 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Zur Schwäche neigte der Bankensektor. Aktien der niederländischen ING fielen um über drei Prozent. Morgan Stanley hatte den Wert auf "Equal-Weight" abgestuft. Tourismuswerte setzten ihre Abwärtsbewegung angesichts der verschärften Corona-Lage fort.

Der Konsumgüter-Konzern Unilever verkauft seine Tee-Sparte Ekaterra für eine Milliardensumme an einen Fonds des Finanzinvestors CVC Partners. Der Kaufpreis belaufe sich ohne Schulden und Bankguthaben auf 4,5 Milliarden Euro, teilte das niederländisch-britische Unternehmen mit. Der Preis habe ihn etwas enttäuscht, schrieb Analyst James Edwardes Jones von RBC. Insgesamt investiere Unilever zu wenig, so dass die Briten Gefahr liefen, ihre Ziele zu verfehlen. Die Aktie büsste 0,4 Prozent ein.

Besser hielten sich Eni . Die britische Investmentbank Barclays hatte die Papiere um zwei Stufen von "Underweight" auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel von 13 auf 16 Euro erhöht. Die Italiener spielten inzwischen eine führende Rolle in der Energiewende, schrieb Analystin Lydia Rainforth./mf/mis