PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Donnerstag nach den Gewinnen des Vortages weiter zugelegt. Trotz solider US-Vorgaben ging es aber nur in überschaubarem Mass nach oben. Der EuroStoxx 50 gewann am späten Vormittag 0,7 Prozent auf 3758,54 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,66 Prozent hoch auf 6514,48 Punkte aufwärts. Der britische FTSE 100 verlor dagegen 0,2 Prozent auf 7431,72 Punkte .

Das Geschäft gestaltete sich verhalten. "Die Finanzmärkte sind in einer nervösen Grundstimmung", so die Volkswirte der Helaba. "Neben den Konjunktursorgen und der Angst vor hoher Inflation gibt es schwer kalkulierbare geopolitische Risiken wie jüngst die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China." Somit stehen die jüngsten Gewinne auf tönernen Füssen. "Die Luft wird ohne weitere positive Nachrichten für deutsche und europäische Aktien merklich dünner", warnte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.

Die Zurückhaltung speiste sich auch aus den anstehenden US-Arbeitsmarktdaten für Juli am Freitag. "Der US-Arbeitsmarkt dürfte sich weiter als stabil und robust erweisen", gab Lipkow zu bedenken. Damit könnten sich Zinserhöhungssorgen wieder verstärken.

Erneut zogen Quartalszahlen deutliche Kursveränderungen nach sich. Aktien der niederländischen Grossbank ING gaben um drei Prozent nach. Analyst Andreas Scheriau von Goldman Sachs bezeichnete die Zahlen zum zweiten Quartal als durchwachsen. Dem deutlich besser als erwarteten Vorsteuergewinn stünden schwächer als gedachte Einnahmen aus Gebühren entgegen. Zudem habe die Entwicklung der operativen Aufwendungen belastet. Besser zogen sich Credit Agricole aus der Affäre, die nach den Quartalszahlen um 4,4 Prozent anzogen.

Gewinne verzeichneten auch die Einzelhandelswerte. Für eine bessere Stimmung in der Branche sorgten gute Vorgaben aus den Vereinigten Staaten. An der Nasdaq waren Amazon und Ebay jeweils um rund 4 Prozent gestiegen. Aktien des britischen Einzelhändlers Next reagierten zudem mit Gewinnen auf die Zahlen für das zweite Quartal.

Gut kamen auch die Zahlen von Glencore an. Der Rohstoffhandels- und Bergbaukonzern hatte im ersten Halbjahr 2022 vom hohen Niveau der Rohstoffpreise und dem florierenden Handelsgeschäft profitiert. Im Vergleich zum Vorjahr verzehnfachte sich das Ergebnis fast. Die Aktie zog um 1,8 Prozent an.

Schwächer tendierten unterdessen die Telekommunikationsaktien. Die Schweizer Swisscom hatte im ersten Halbjahr unter Sondereffekten gelitten. Unter anderem belastete eine Busse der Schweizer Wettbewerbskommission von 72 Millionen Franken den Gewinn. Die Aktie gab darauf etwas nach./mf/zb