PARIS/LONDON (awp international) - Die Schaukelbörse auf hohem Niveau an den grossen europäischen Börsen hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Nach den Verlusten am Vortag standen die Signale nun wieder auf Erholung. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann 0,58 Prozent auf 4169,87 Punkte. Anfang vergangener Woche hatte der Index den höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren erreicht, seitdem pendelt er unter dieser Marke auf und ab.

Möglicherweise positionierten sich die Anleger bereits für den sogenannten grossen Verfall am Freitag. Dann laufen an den Derivatebörsen die Terminkontrakte und Optionen auf grosse Aktienindizes wie den EuroStoxx 50 oder den Dax aus. Investoren versuchen kurz zuvor, die Kurse in die für sie günstige Richtung zu bewegen - Kursausschläge sind dann oft erratisch. Am Freitag könnte es also noch einmal spannend werden.

In Paris legte der französische Cac 40 um 0,59 Prozent auf 6622,59 Punkte zu. Der britische FTSE 100 stieg moderat um 0,16 Prozent auf 7027,48 Punkte.

Schwächster Sektor in Europa und einer der wenigen mit negativen Vorzeichen waren die Rohstoffwerte mit minus 2,7 Prozent. Händler führten die Verluste zuvorderst auf Sorgen um die Konjunktur im Wachstumsland China zurück, das weltweit grösster Importeur von Rohstoffen ist.

Gesucht waren dagegen Aktien aus der Reise- und Freizeitsektor , allen voran die Papiere von Billigfliegern und Online-Wettanbietern. So verteuerten sich die Aktien der in Dublin ansässigen Flutter Entertainment um fast vier Prozent und die der britischen Entain um gut zwei Prozent. Die Anteilsscheine des schwedischen Wettanbieters Evolution Gaming gewannen in Stockholm über vier Prozent.

Optimistische Aussagen von Ryanair zur Geschäftsentwicklung und etwas Entspannung in der Corona-Pandemie gaben der Airline-Branche Rückenwind. Die irische Billigfluggesellschaft hatte das Wachstumsziel angehoben. Ryanair-Aktien verteuerten sich daraufhin um rund acht Prozent, EasyJet um gut sieben Prozent und Wizz Air gewannen fünf Prozent. Hinzu kam ein Medienbericht, demzufolge die britische Regierung Reiserestriktionen erheblich lockern könnte.

Inditex kletterten an der Spitze des EuroStoxx 50 um fünf Prozent auf ein Hoch seit drei Monaten. Das französische Investmenthaus Kepler Cheuvreux hatte die Aktien auf "Kaufen" hochgestuft. Analyst Inigo Egusquiza Castellanos räumt dem Kurs der spanischen Textilkette mehr als 20 Prozent Aufwärtspotenzial ein.

Eine wohl anstehende Übernahme des Verlags- und Medienkonzerns Lagardere durch den Branchenriesen Vivendi liess die Aktien von Lagardere um fast 20 Prozent nach oben schnellen. Vivendi-Aktien legten leicht zu. Vivendi will den Anteil des Finanzinvestors Amber Capital an Lagardere übernehmen. Das wiederum würde ein Pflichtangebot für die gesamte Lagardere-Gruppe nach sich ziehen. Vivendi dürfte wohl in erster Linie am internationalen Verlagsgeschäft von Lagardere interessiert sein, schrieb Analyst Daniel Kerven von JPMorgan./bek/men