PARIS/LONDON (awp international) - Die Börsen Europas haben am Freitag zum sogenannten "Hexensabbat" teils deutlich zugelegt. Zum Wochenschluss liefen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom "grossen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. Anleger hatten im Handelsverlauf versucht, die Kurse in die für sie günstige Richtung zu schieben.

Der EuroStoxx 50 stieg um 1,32 Prozent auf 3386,08 Punkte. Damit bewegt sich der Leitindex der Eurozone weiter auf dem Niveau von Anfang Oktober 2018. Sein Wochenplus belief sich auf 3,12 Prozent.

Der französische Cac 40 gewann am Freitag 1,04 Prozent auf 5405,32 Zähler. Der britische FTSE 100 rückte um 0,60 Prozent auf 7228,28 Punkte vor. In Zürich aber schaffte der SMI nur ein Mini-Plus und in Stockholm legte der OMX 30 lediglich etwas zu. Beide Indizes wurden vor allem von Unternehmensnachrichten belastet.

Im Blick stand zudem nach wie vor der Brexit. Marktbeobachtern zufolge herrschte allgemein Erleichterung, dass ein ungeregelter EU-Austritt Grossbritanniens am Vorabend vom britischen Parlament abgelehnt worden war. Nun werde auf die nächste Abstimmung zum Thema Verschiebung des Brexit gewartet.

Unter den Einzelwerten standen vor allem die Schweizer Grossbank UBS und der Schweizer Pharmakonzern Roche im Fokus sowie in Stockholm der Modekonzern H&M. Die UBS hatte im Jahr 2018 wegen einer unerwartet hohen Strafe in Frankreich etwas weniger als prognostiziert verdient. Zudem entwickelte sich auch das Geschäft in den vergangenen Wochen schlechter als erwartet. Die Papiere fielen um rund 1 Prozent.

Die Genussscheine von Roche und auch die Aktien von Nestle gaben ähnlich deutlich nach. Beide litten unter Gewinnmitnahmen. Roche hatte vor knapp zehn Tagen bei knapp 281 Franken wieder den höchsten Stand seit Dezember 2015 erreicht. Nun fielen die Papiere trotz positiver Nachrichten. Das Unternehmen hatte in der Europäischen Union die Zulassung für sein Medikament Mabthera zur Behandlung der seltenen Autoimmunkrankheit Pemphigus vulgaris (Blasensucht) erhalten.

Die Aktien des Nahrungsmittelherstellers Nestle hatten am Freitagmorgen ein neues Rekordhoch erreicht, bevor es dann wieder abwärts ging. "Der verfallsbedingte Kaufrausch der letzten Tage lässt aktuell etwas nach in den SMI-Schwergewichten", sagte ein Marktbeobachter aus der Schweiz.

In Stockholm sackten die Aktien von Hennes & Mauritz (H&M) um fast 5 Prozent ab. Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2017/18 hatte der schwedische Textilkonzern zum Jahresauftakt 2018/19 seine Erlöse gesteigert. Doch Analysten wie etwa Chiara Battistini von der US-Bank JPMorgan hatten auf eine stärkere Belebung im Februar gesetzt. Zudem machten sich auch Sorgen um die Profitabilität breit, denn H&M hatte während des Weihnachtsgeschäfts mit Rabatten gelockt, um seine Lagerbestände zu reduzieren.

Techwerte wie Infineon in Frankfurt, STMicro in Paris oder AMS in Zürich profitierten mit Kursgewinnen zwischen rund 4 und gut 7 Prozent von positiven Nachrichten aus den USA zu Broadcom . Der Halbleiterkonzern hatte mit seinem Gewinn im ersten Geschäftsquartal die Erwartungen der Analysten übertroffen und seinen Ausblick bekräftigt./la/edh