PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag an ihre jüngste Stärke angeknüpft. Die anhaltende Rekordjagd an den US-Börsen zog auch hierzulande die Aktienmärkte weiter nach oben. Der EuroStoxx 50 legte zum Schluss um 0,55 Prozent auf 4333,34 Punkte zu.

Auch die grossen Länderbörsen kletterten. Für den neuerdings rekordhohen französischen Cac-40-Index ging es um 0,53 Prozent auf 6987,79 Zähler nach oben. Im Verlauf hatte er sich der psychologisch wichtigen Marke von 7000 Punkten bis auf sieben Punkte genähert. Der britische FTSE 100 rückte um 0,43 Prozent auf 7279,91 Punkte vor.

Die Ankündigungen der US-Notenbank Fed vom Vorabend entsprachen ganz den Erwartungen des Marktes. Das monatliche Anleihekaufprogramm wird schrittweise reduziert, der Leitzins bleibt aber wohl noch einige Zeit unverändert. "Grünes Licht also von der Geldpolitik - mit dieser Gewissheit greifen Anleger weiter bei Aktien zu", stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest.

Hinzu kamen am Donnerstag die geldpolitischen Beschlüsse der Bank of England. Die britische Notenbank hatte ihren Leitzins trotz anders lautender Spekulationen auch nicht angehoben. Analysten hatten zwar mehrheitlich mit dieser Entscheidung gerechnet. An den Finanzmärkten hatte es zuvor Vermutungen gegeben, die Notenbank könnte auf die erhöhte Inflation reagieren und ihren Zins erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie anheben.

Mit dem europäischen Bankensektor gab es eine Branche, die von den gedämpften Zinsperspektiven eher belastet wurde. Infolge des Entscheids der Bank of England wurde der Branchenindex Stoxx Europa 600 Banks mit einem Abschlag von 1,9 Prozent zum Schlusslicht in der Branchentabelle. Bei Banken heisst es generell, höhere Zinsen wären förderlich für das Alltagsgeschäft etwa mit Krediten.

Die Titel der Societe Generale waren mit einem Plus von einem Prozent aber eine positive Sektorausnahme. Sie reagierten damit auf einen Gewinnsprung der französischen Bank. Ein starker Aktienhandel und die Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise hatten das Geschäft im dritten Quartal beflügelt.

Gute Zahlen gab es mit der ING auch von einer anderen Bank. Höhere Gebühreneinnahmen und eine geringere Risikovorsorge für faule Kredite bescherten den Niederländern ebenfalls höhere Gewinne. Die Aktie lag zeitweise im Plus, konnte sich dort aber nicht behaupten. Letztlich gaben sie im getrübten Branchenumfeld um knapp ein halbes Prozent nach.

Auch der spanische Telekommunikationsanbieter Telefonica hatte im dritten Quartal einen Gewinnsprung hingelegt. Auch hier konnten die Aktien davon aber nicht profitieren, sie sanken letztlich um 2,4 Prozent. Als massgeblich wurde angesehen, dass stark gestiegene Energiepreise die Profitabilität auf dem spanischen Heimatmarkt belastet hatten.

In der Schweiz sorgte unterdessen ein grösserer Aktiendeal für Aufmerksamkeit. Nach mehr als 20 Jahren versilberte der Pharmakonzern Novartis seine Roche -Beteiligung. Käufer ist der Roche-Konzern selbst, der für den Anteil von rund einem Drittel 20,7 Milliarden Franken auf den Tisch legt. Am Ende des Tages reagierten die Anleger auf die Transaktion relativ gelassen: Roche-Aktien stiegen um ein halbes Prozent, während Novartis mit 0,2 Prozent im Minus schlossen./tih/jha/