PARIS/LONDON (awp international) - Den europäischen Aktienmärkten ist am Montag nach zwei guten Börsenwochen in Folge die Luft ausgegangen. In London drückten die politischen Chaostage rund um den geplanten Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union zusätzlich auf die Kurse.

Der britische Leitindex FTSE 100 fiel nach einem verhaltenen Start um 0,64 Prozent auf 7235,81 Punkte. Nur etwa 50 Tage vor dem möglichen Brexit geht das britische Parlament in eine fünfwöchige Zwangspause. Sie sollte noch an diesem Montagabend beginnen. Das Parlament soll dann erst wieder am 14. Oktober zusammentreten - also nur etwas mehr als zwei Wochen vor dem geplanten EU-Austritt.

Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , war im frühen Handel erstmals seit Ende Juli wieder über die Marke von 3500 Punkte gestiegen, konnte die Gewinne aber nicht halten und schloss prozentual unverändert bei 3495,02 Punkten. In Paris gab der Cac-40-Index um 0,27 Prozent auf 5588,95 Punkte nach.

Bank-Aktien hatten europaweit mit einem Plus von 2,30 Prozent die Nase vorn. Sie profitierten von den gestiegenen Renditen am Anleihemarkt und damit von der Hoffnung auf wieder bessere Zinsgeschäfte. Die Renditen wiederum wurden unter anderem von einer gewisse Entspannung bei den Krisenthemen Italien und Handelskonflikt gestützt. Zudem spekulierten einige Anleger, dass die Europäische Zentralbank an diesem Donnerstag ihre bereits sehr expansive Geldpolitik weniger stark lockern könnte als allgemein erwartet.

Die Papiere von Lloyds aber rückten nur um 0,28 Prozent vor. Die britische Grossbank setzt wegen zusätzlicher Schadenersatzzahlungen an Kreditnehmer den Rückkauf eigener Aktien aus.

Verkauft hingegen wurden in London die Papiere der Airline-Holding IAG , sie fielen um mehr als 1,5 Prozent. Deren Tochter British Airways streicht wegen eines Pilotenstreiks nahezu alle Flüge. Es habe keine Möglichkeit gegeben vorherzusagen, wie viele Piloten zur Arbeit kommen oder welche Flugzeuge sie fliegen dürfen, teilte die Airline mit.

In Paris sackten Air France-KLM gar um fast 10 Prozent ab, belastet von unerwartet schwachen Verkehrszahlen im August. Der Experte Gerald Khoo vom Londoner Analyse-Haus Liberum sprach von schwachen Buchungszahlen, nach denen nun die Marktschätzungen sinken dürften. Zudem wurde am Montag bekannt, dass sich Air France für die angeschlagene französische Airline Aigle Azur interessiert. Auch die Kurse der Lufthansa und von Easyjet verloren an Boden.

In Zürich gewannen die Anteilsscheine von Swiss Re fast 1,7 Prozent. Nach herben Zerstörungen durch den Wirbelsturm "Dorian" rechnet der Rückversicherer mit steigenden Preisen in den vom Sturm betroffenen Geschäftsbereichen. Auf breiter Front dürften die Preise für Rückversicherungen aber nicht steigen./la/zb