PARIS/LONDON (awp international) - Die wichtigsten europäischen Börsen haben sich am Montag nur verhalten entwickelt. Der freundliche Ausklang der schwachen Vorwoche erwies sich erst einmal als Strohfeuer - vor wichtigen Konjunkturdaten und Notenbank-Entscheidungen mieden die Anleger das Risiko. Auch die amerikanischen und asiatischen Aktienmärkte zeigten sich zuletzt schwach. In China und Hongkong lasteten zusätzlich die anziehenden Corona-Infektionen auf der Stimmung.

Nach einem verhaltenen Start dämmte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sein Minus immerhin weiter ein. Am Mittag verlor er noch 0,29 Prozent auf 3931,03 Punkte. Beim französischen Cac 40 stand ein Kursplus von 0,05 Prozent auf 6680,66 Punkte zu Buche, während der britische FTSE 100 um 0,10 Prozent auf 7469,34 Zähler nachgab.

Die am Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreisdaten werfen wegen ihrer Bedeutung für die amerikanische Geldpolitik bereits ihre Schatten voraus. Allgemein wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung tags darauf den Leitzins um weitere 0,50 Prozentpunkte anheben wird. Das bedeutet zwar eine Verlangsamung des geldpolitischen Straffungstempos gegenüber den letzten vier Sitzungen mit einer Erhöhung um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Doch tendenziell schmälern steigende Zinsen die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.

Am Donnerstag folgt dann der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Hier rechnen Experten zumindest mehrheitlich ebenfalls mit einer Anhebung um einen halben und nicht mehr wie zuletzt um 0,75 Prozentpunkte.

Im europäischen Branchenvergleich gab es am Montag nur Verlierer. Am schlimmsten erwischte es die Aktien der besonders zinssensiblen Immobilienunternehmen, deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 1,3 Prozent einbüsste. Mit am besten hielten sich mit moderaten Abschlägen die Indizes der Medienunternehmen und Versorger .

Unter den Einzelwerten stachen die Aktien des Börsenbetreibers London Stock Exchange (LSE) heraus, die mit einem Plus von 3,8 Prozent ihre Stabilisierung nach einem mehrtägigen Kursrutsch fortsetzten. Sie profitierten vom Einstieg des US-Softwareriesen Microsoft . Zudem äusserte sich die US-Bank JPMorgan in einer aktuellen Branchenstudie positiv zu den Briten.

Die Papiere des dänischen Enzymspezialisten Chr. Hansen schnellten dank der Übernahme durch Novozymes sogar um knapp 19 Prozent hoch, während die Titel des heimischen Konkurrenten rund 13 Prozent einbüssten. Die Hansen-Aktionäre sollen für jedes Papier im Streubesitz 1,5326 neue B-Aktien von Novozymes erhalten, was laut Unternehmensangaben einen Aufschlag von 49 Prozent zum Hansen-Schlusskurs vom Freitag impliziert. Analysten der Credit Suisse werten den Deal, der ihnen zufolge schon seit Jahren immer mal wieder diskutiert worden sei, positiv für Chr. Hansen. Das gelte auch mit Blick auf die Branchenkonsolidierung. Allerdings sei der Preis, den Novozymes zahle, recht hoch.

Dem Pharmakonzern Sanofi reichte ein Kursanstieg um 0,6 Prozent für einen der vorderen EuroStoxx-Pätze. Er profitierte vom Rückzug aus dem Bietergefecht um den Arzneimittelhersteller Horizon Therapeutics . Dieser wird durch den US-Biotechnologiekonzern Amgen übernommen. Amgen bietet 116,50 US-Dollar je Aktie und damit insgesamt gut 26 Milliarden Dollar.

Dagegen verloren die Anteilsscheine der Reederei A.P. Moller-Maersk nach der Ankündigung eines Führungswechsels gut zweieinhalb Prozent. Die Ablösung von Soren Skou, der sieben Jahre lang die Transformation des Unternehmens vorangetrieben habe, durch den langjährigen Leiter der grössten Sparte Ocean and Logistics, Vincent Clerk, sollte an sich nicht überraschen und auch keinen wesentlichen Strategiewechsel nach sich ziehen, schrieb Analystin Alexia Dogani in einer am Montag vorliegenden Studie. Überraschend sei hingegen der Zeitpunkt der Mitteilung in einem schwierigen Marktumfeld./gl/jha/