PARIS/LONDON (awp international) - Die straffere Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) und der Russland-Ukraine-Konflikt haben am Montag die europäischen Börsen weiter belastet. Der EuroStoxx 50 verlor am Vormittag 1,86 Prozent auf 4150,94 Punkte. In Paris sank der Cac 40 um 1,68 Prozent auf 6949,92 Punkte. Der FTSE 100 in London gab um 1,07 Prozent auf 7413,92 Zähler nach.

Vor dem Leitzinsentscheid der Fed am Mittwoch und den in dieser Woche anstehenden Quartalszahlen grosser US-Technologiekonzerne gingen die Anleger kein Risiko ein. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins im März erhöhen wird, um dem Inflationsanstieg etwas entgegenzusetzen. Mit Blick auf das weitere Jahr fürchten sie aber eine schnellere Straffung als bislang angenommen.

Der Kurswechsel der Fed verändere das bislang sehr positive Aktienmarktumfeld fundamental, erläuterte Eckhard Schulte, Vorstandschef von MainSky Asset Management. "Nicht nur, dass eine erste Zinserhöhung in den USA im März gesetzt scheint, durch die von der Fed angestrebte Reduzierung ihrer Bilanz dürfte sich das Chance-Risiko-Profil für Aktien im Jahresverlauf weiter verschlechtern."

Immer mehr zum Belastungsfaktor für die Märkte wird zudem der drohende militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Angesichts der steigenden Spannungen wies das US-Aussenministerium die Familien von Diplomaten an, die US-Botschaft in Kiew zu verlassen. Eine Lösung scheint derzeit weit entfernt zu sein.

In Europa war zum Wochenauftakt die Zurückhaltung der Anleger im Reise- und Freizeitsektor am deutlichsten zu spüren, er büsste 3,8 Prozent ein. Die Aktien von Fluggesellschaften verloren deutlich, IAG beispielsweise verbilligten sich um mehr als vier Prozent. Airlines zählten bereits zu den grössten Verlierern der Corona-Pandemie. Nun kommen geopolitische Risiken als weiterer Belastungsfaktor hinzu.

Auch die von der Aussicht auf steigende Zinsen stark belastete Technologiebranche weitete ihre Verluste nochmals erheblich aus. Der Sektor rutschte auf ein Tief seit Juli 2021 und stand zuletzt 3,3 Prozent tiefer. Adyen sackten am EuroStoxx-Ende um mehr als sechs Prozent ab. Philips verloren nach detaillierten Jahreszahlen viereinhalb Prozent. Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan sieht vorerst nur wenige Gründe für eine Anlage in Philips. Das zweite Halbjahr bringe Unsicherheit mit sich, hiess es derweil von Jefferies.

Der als defensiv geltende Telekomsektor hingegen verbuchte Gewinne von 0,6 Prozent und spielte somit seine Stärke in schwachen Marktphasen aus. Deutsche Telekom gewannen an der EuroStoxx-Spitze ein halbes Prozent.

Die Aktien von Unilever erholten sich nach einem Pressebericht über eine Beteiligung des aktivistischen Investors Trian Partners deutlich. In London rückten sie um 5,8 Prozent vor. Analyst Bruno Monteyne von Bernstein Research sieht in dem Einstieg von Trian einen kleinen Schritt in Richtung neues Management. Der Schritt sei somit eine gute Nachricht für Investoren, die am aktuellen Management zweifelten./ajx/eas