PARIS/LONDON (awp international) - Sorgen über einen ungeregelten Ausstieg Grossbritanniens aus der EU haben am Dienstag die Börsen in Europa belastet. Die politische Unsicherheit stimme die Anleger vorsichtig, hiess es. Es werde auch schon über Neuwahlen im Vereinigten Königreich spekuliert.

Der EuroStoxx 50 sank zur Mittagszeit um 0,54 Prozent auf 3414,61 Punkte. In Paris verlor der Cac-40-Index 0,57 Prozent auf 5461,54 Punkte, während das Minus für den FTSE 100 in London mit 0,24 Prozent auf 7264,67 Zähler geringer ausfiel. Das schwache britische Pfund erwies sich einmal mehr als stützend für den Aktienmarkt.

Börsianer schauen derzeit sehr gespannt in Richtung London, wo sich eine Gruppe Parlamentarier versucht, gegen den harten Brexit-Kurs von Premierminister Boris Johnson zu stellen. Mit einer Gesetzesinitiative soll eine weitere Verschiebung des Brexit-Termins erzwungen werden, sofern keine neue Austrittsvereinbarung mit der Europäischen Union (EU) gefunden wird. Johnson indes will "unter keinen Umständen" eine weitere Verlängerung der Austrittsfrist über den 31. Oktober. An den Märkten wird über Neuwahlen spekuliert.

Europaweit zeigten sich die 19 Branchen am Dienstag eher schwach, wobei der Rohstoff- und der Bankensektor mit jeweils minus 0,7 Prozent die grössten Verluste verbuchten. Vor allem die Aktien der Finanzinstitute litten unter der Unsicherheit rund um den Brexit. In London büssten Llodys und RBS zwischen 2,0 und 2,3 Prozent und im EuroStoxx gaben vor allem die Aktien der ING , der Banco Santander und der BNP Paribas jeweils etwas mehr als 1 Prozent nach. Nur wenige Branchen, wie etwa die Telekom- und die Lebensmittelbranche hielten sich stabil.

Nachrichten zu einzelnen Unternehmen waren ebenfalls dünn gesät. Die Aktie des Pharmakonzerns Sanofi profitierte an der EuroStoxx-Spitze mit plus 2,0 Prozent von einer positiven Studie des US-Analysehauses Bernstein, die die Aktie mit "Outperform" in ihre Bewertung aufgenommen haben.

In London gewannen die Anteile von Ferguson an der "Footsie"-Spitze etwas mehr als 3 Prozent. Der Anbieter von Klemptnerei-Produkten will sein britisches Geschäft abspalten und sich auf die nordamerikanischen Märkte konzentrieren. Zudem tritt John Martin im November als Vorstandschef zurück und wird durch Kevin Murphy ersetzt.

Swatch gaben im Schweizer Leitindex SMI als Schlusslicht 3,85 Prozent nach und litten unter einer negativen Studie der französischen Bank Societe Generale. Die Umsätze des Uhrenherstellers im wichtigen Markt Hongkong dürften im August wegen der fortgesetzten Unruhen um bis zu 50 Prozent gesunken sein, schrieben die SocGen-Analysten. Sie reduzierten daher ihre Schätzungen und das Kursziel für die Aktie, da das Wachstum auch in den meisten westlichen Ländern gedämpft sei. Ihre Verkaufsempfehlung wurde zugleich bekräftigt.

In der Schweiz standen zudem die Anteile des erst im April an die Börse gegangenen Zugbauers Stadler Rail unter Druck. Sie sackten um 3,5 Prozent ab, da das Unternehmen im ersten Halbjahr die Gewinnerwartungen verfehlte und nun für das Gesamtjahr vorsichtiger gestimmt ist./ck/mis