PARIS/LONDON (awp international) - Nach zwei freundlichen Handelstagen ist es an den europäischen Börsen am Freitag erneut abwärts gegangen. Im Fokus der Anleger standen zugleich zahlreiche Unternehmensberichte, die überwiegend positiv aufgenommen wurden. Ausserdem gab es Daten zur Inflation und dem Bruttoinlandsprodukt einzelner Länder und der Eurozone.

Gegen Mittag gab der EuroStoxx 50 um 0,70 Prozent auf 4088,05 Punkte nach. Im Wochenverlauf steht für den Leitindex der Eurozone noch ein kleines Plus von 0,5 Prozent zu Buche. Der französische Cac 40 sank am Freitag um 0,29 Prozent auf 6614,65 Zähler und in London verlor der FTSE 100 -Index 0,89 Prozent auf 7015,25 Zähler.

In der Eurozone nahm die Wirtschaft im zweiten Quartal wieder Fahrt auf. Die Wirtschaftsleitung stieg im Vergleich zum Vorquartal um 2,0 Prozent. Damit wurde der Weg aus der Rezession geschafft, und das mit mehr Schwung als erwartet. Zugleich stieg im Jahresvergleich allerdings die Inflation mit 2,2 Prozent im Juli etwas stärker als erwartet, wobei vor allem die Energiepreise zulegten.

Unter den einzelnen Branchen gab es zum Wochenschluss mit Ausnahme des Immobiliensektors , der um 0,2 Prozent zulegte, nur Verlierer. Besonders schwach zeigten sich der Minen- und Rohstoffsektor mit minus 1,8 Prozent sowie der Reise- und Freizeitsektor mit minus 2,5 Prozent.

Aktien von Unternehmen mit Geschäftszahlen nahmen in den einzelnen Indizes Plätze überwiegend an der Spitze oder am Ende ein. So waren Amadeus IT mit minus 2,4 Prozent Schlusslicht im EuroStoxx und auch Engie gaben dort um 2,1 Prozent nach. Der Buchungssystem-Anbieter Amadeus bekam auch im zweiten Quartal den coronabedingten schwachen Flugverkehr zu spüren und verbuchte einen Verlust. Der Ausblick blieb vorsichtig verhalten. Engie legte allerdings laut Analysten "starke Zahlen" vor und hob zudem die Jahresziele an. Dass die Dividende und die Ziele für 2023 unverändert geblieben seien, sei erwartet worden, schrieb JPMorgan-Analyst Vincent Ayral.

An der EuroStoxx-Spitze legten EssilorLuxottica um 3,2 Prozent zu und markierten ein Rekordhoch. Ebenso stiegen Schneider Electric auf ein Rekordhoch und legten zuletzt um 2,1 Prozent zu. Bei beiden trieb der optimistischere Ausblick die Aktien an. Das Zahlenwerk von EssilorLuxottica, und hier insbesondere die laufende Erholung des Umsatzwachstums, stütze ihre Kaufempfehlung, schrieb etwa Goldman-Analystin Veronika Dubajova. Mit Blick auf Schneider hob RBC-Analyst Mark Fielding das überraschend starke operative Ergebnis des Elektrokonzerns hervor. Das wieder aufgenommene Aktienrückkaufprogramm laufe zudem nun bis Ende 2022.

Swiss Re waren Schlusslicht im SMI mit minus 2,4 Prozent. Der Rückversicherer erzielte zwar im ersten Halbjahr trotz weiterer Schäden durch die Corona-Krise einen Milliardengewinn, allerdings muss die Swiss Re auch für die Folgen der jüngsten Flutkatastrophe in Deutschland in die Tasche greifen.

In Italien standen Unicredit mit einem Plus von 5,1 Prozent im Fokus. Die italienische Hypovereinsbank-Mutter verdiente im zweiten Quartal mehr als erwartet. Wichtigster Grund für den starken Anstieg war eine geringere Vorsorge für mögliche Kreditausfälle. Die Bankführung geht jetzt davon aus, dass die Risikovorsorge 2021 niedriger ausfallen wird als bislang angenommen. Zudem streckt die Unicredit die Fühler nach der kleineren Bank Monte die Paschi die Siena aus, deren Aktien daraufhin um 7,4 Prozent hochsprangen.

In London sackten IAG um 4,4 Prozent ab. Die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie belasteten die British-Airways-Mutter weiterhin. Heraus kamen daher erneut tiefrote Quartalszahlen sowie ein etwas schwächer als erwarteter Ausblick auf das dritte Quartal./ck/jha/