Die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone hat ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr 2015 hinter sich, was sich an einem Anstieg von 3,2% des nationalen Bruttoinlandproduktes ablesen lässt. Dass dieses Wachstum keine Eintagsfliege war, zeigt sich an den jeweils prognostizierten Wachstumsraten von respektive 2,7% und 2,3% für 2016 und 2017.




In Abwesenheit einer handlungsfähigen Regierung hat Spanien zuletzt von mehreren zuträglichen, externen Faktoren profitiert. Dabei sind vor allem die deutlich gefallenen Euro- und Ölkurse zu nennen. Darüberhinaus haben die in den letzten beiden Jahren stark gesunkenen Kapitalmarktzinsen die Kosten der Staatsverschuldung in Schach gehalten. Und zu guter Letzt war Spanien der Hauptprofiteur der geopolitischen Spannungen in der Türkei sowie der negativen Nachrichten aus Griechenland. Der Umsatzanstieg im Tourismussektor seit Jahresbeginn liegt entsprechend bei 11%. Die Bedeutung diese Branche, die für 20% des spanischen Wirtschaftswachstums, 15% der neu geschaffenen Arbeitsstellen und 12% des Bruttoinlandproduktes  zuständig ist, kann man nur unterstreichen.
 
Selbst die Handlungsunfähigkeit der Regierung – aufgrund einer fehlenden Mehrheit – ist zumindest kurzfristig positiv, da es ohne Beschlüsse zu keiner neuen Verschwendung öffentlicher Mittel kommen kann. Mittlerweile ist es fast 10 Monate her seit in Madrid zuletzt eine handlungsfähige Koalition das Tagesgeschäft geführt hat. Der von Belgien mit 589 Tagen ohne Regierung gesetzte Rekord ist zwar noch in weiter Ferne. Allerdings deutet angesichts der konfusen Lage auf der politischen Ebene und im Zusammenhang mit den diversen nationalistischen Forderungen aus allen möglichen Ecken Spaniens wenig auf eine baldige Regierungsbildung hin. Am 25. Dezember könnten die Spanier zum dritten Versuch für eine Regierungsbildung an die Urnen gebeten werden.
 
Das jüngste Wirtschaftswachstum hat dem IBEX, dem Index mit den 35 größten, börsennotierten Unternehmen Spanien nicht auf die Sprünge helfen können. Der IBEX liegt seit Jahresbeginn mit 6 Prozent im Minus. Eine der Aktien, die sich dem Trend widersetzten, war wie so oft Inditex. Die Aktie der Holding der Modekette Zara verbleibt mit weitem Abstand das wertvollste Unternehmen Spaniens mit einem Marktwert von ca. 100 Milliarden Euro. Damit verbleibt auch der Gründer und Hauptaktionär des Unternehmens, Amancio Ortega, in unmittelbarer Nähe zur Spitzenposition in der Liste der reichsten Menschen der Welt.