PARIS/LONDON (awp international) - Nach der Sitzung der US-Notenbank am Vorabend haben sich Anleger am Donnerstag wieder etwas aus der Deckung gewagt. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 0,38 Prozent auf 3623,06 Punkte und setzte damit die am Vortag begonnene Stabilisierung fort. "Die Sitzung der Notenbank hat nicht den Schrecken entfaltet wie zuvor befürchtet", sagte der Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Die Fed hatte am Mittwochabend Signale für eine Zinserhöhung im März gegeben. Die Wirtschaft brauche eine "weitere graduelle" Anpassung der Leitzinsen, hiess es von den Notenbankern. Sowohl die Aussichten für das Wirtschaftswachstum als auch für die Inflation bewertet die Fed positiv. Im Vorfeld der Fed-Sitzung waren auch die bislang überaus optimistischen Anleger an der Wall Street in Deckung gegangen und hatten Aktien verkauft.

Konjunkturelle Unterstützung erhielten die Kurse aus Italien, wo die Ergebnisse einer Umfrage unter Einkäufern im Januar die Erwartungen recht deutlich überboten hatten. "Auch in anderen Ländern der Eurozone sind die Stimmungswerte als stark zu beurteilen", urteilte der Volkswirt Patrick Boldt von der Helaba. In Spanien blieb der entsprechende Index zwar leicht unter den Prognosen, deutete aber weiter auf eine expandierende Wirtschaft hin.

Der französische CAC 40 stieg um 0,43 Prozent auf 5505,52 Zähler. Für den Londoner FTSE 100 ging es dagegen um 0,03 Prozent auf 7535,60 Punkte nur sehr moderat nach oben.

Derweil nimmt die Saison der Quartalsberichte immer mehr Fahrt auf. Anleger reagierten auf die Zahlen überwiegend negativ, die Kurse gaben in der Mehrzahl nach. So rutschten die Papiere des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk nach schwachen Prognosen für dieses Jahr um 5,3 Prozent ab und lagen damit am Ende des Stoox 50 Index.

Kursverluste verbuchten auch Schwergewichte wie Roche , Shell , Vodafone und Unilever. Hier reichten die Abschläge von 0,3 bis zu 2 Prozent. Bei Roche bemängelte Analyst David Evans vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux einen schwachen Ausblick des Pharmariesen auf das operative Geschäft in diesem Jahr.

Bei Shell bemängelte Michelle della Vigna von Goldman Sachs, dass der Ölkonzern weniger Barmittel erwirtschaftet habe als erwartet. Diese gelten oft als Stellschraube für die Dividende. Bei Vodafone seien die Ergebnisse im vierten Quartal "bestenfalls gemischt" ausgefallen, merkte Alexander Irving vom Investmenthaus Bernstein an. Beim Konsumgüterhersteller Unilever machten sich die Experten von UBS Sorgen um die Verkaufspreise in diesem Jahr.

Doch es gab auch Lichtblicke: So sprangen Papiere von Nokia um 7,7 Prozent nach oben an die Sptze des Eurostoxx 50. Die Finnen haben dem Analysten Sébastien Sztabowicz von Kepler Cheuvreux zufolge optimistische Ziele für das Jahr 2020 ausgegeben. In Paris verteuerten sich Dassault Systems um 6,2 Prozent. Der französische Entwickler von Software für die Rüstungsindustrie hat die Barmittel im vergangenen Jahr um ein Fünftel erhöht./bek/das