Die Commerzbank-Aktie legt im Vorfeld einer mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung weiter zu.

Mit einem Plus von vier Prozent auf 4,62 Euro war das Papier am Dienstag den zweiten Tag in Folge größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Nach den Rücktrittsankündigungen von Commerzbank-Chef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hoffen die Anleger auf einen Neuanfang. Strategische Veränderungen stünden bevor, erklärten die Analysten von Morgan Stanley. Sie stuften die Commerzbank-Titel hoch und erhöhten das Kursziel auf 5,30 Euro von drei Euro.

Auf der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch werden Personalfragen im Vordergrund stehen, wie mehrere Insider berichteten. Erst müssten diese geklärt sein, bevor man sich mit der künftigen Ausrichtung der Bank beschäftigen könne. Es sei daher unwahrscheinlich, dass sich das Kontrollgremium schon mit der Strategie des Instituts beschäftige.

Zielke arbeitete seit Monaten an einer Verschärfung des Sparkurses, nachdem seine im Herbst präsentierte Strategie bei Investoren und Aufsicht durchgefallen war. Die jüngsten Pläne sahen inklusive der bereits im vergangenen Jahr verkündeten Streichungen vor, knapp 10.000 Jobs und damit fast jeder dritte Vollzeitstelle abzubauen und 500 der 1000 Filialen zu schließen, wie ein Insider sagte. Die "Börsen-Zeitung" hatte zuerst darüber berichtet. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

Mit dem Beben an der Führungsspitze dürften die Umbaupläne erst einmal hinfällig sein. Zunächst müssten die Führungsfragen geklärt sein, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Schließlich wollten der künftige Chef und Aufsichtsratschef bei der Strategie ein Wörtchen mitreden.

Als mögliche interne Kandidaten für die Zielke-Nachfolge werden Firmenkundenchef Roland Boekhout sowie Finanzchefin Bettina Orlopp gehandelt. Orlopp wechselte 2014 vom Beratungsunternehmen McKinsey zur Commerzbank und sitzt seit 2017 im Vorstand, seit März als Finanzchefin. Boekhout, der von 2010 bis 2017 das erfolgreiche Deutschland-Geschäft der niederländischen Großbank ING führte, stieß Anfang des Jahres zu dem Frankfurter Institut. Großaktionäre wie der Finanzinvestor Cerberus warnen vor einem Schnellschuss und drängen darauf, dass sich die Bank auch nach externen Kandidaten umschaut.

DEUTSCHE BANK: "WIR KONZENTRIEREN UNS AUF UNS SELBST"

Auch die Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef gestaltet sich schwierig. Aufsichtsratsmitglied Nicholas Teller will die Führung des Kontrollgremiums nicht übernehmen, wie mehrere Insider sagten. Nach der Absage des früheren Commerzbank-Managers müsse die Bank wohl extern einen Aufsichtsratschef suchen, sagte einer von ihnen. Der scheidende Aufsichtsratschef Schmittmann will bis zum 3. August an Bord bleiben, Zielke will spätestens Ende des Jahres ausscheiden.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing versuchte den Spekulationen über eine Wiederaufnahme der Fusionsgespräche mit dem Lokalrivalen den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Wir konzentrieren uns auf uns selbst", sagte Sewing am Dienstag. Zukäufe müssten immer Wert für Aktionäre schaffen. Aus diesem Grund habe man sich im vergangenen Jahr gegen eine Fusion mit der Commerzbank entschieden.