Schaan (awp) - Die Coronakrise und der starke Franken haben die Rekordjagd des Liechtensteiner Baugeräteproduzenten Hilti gebremst. Umsatz und Gewinn knickten im vergangenen Jahr ein. In diesem Jahr will das Familienunternehmen wieder zulegen.

Nach den Spitzenergebnissen von 2019 fiel der Umsatz von Hilti im Coronajahr um 9,6 Prozent auf 5,33 Milliarden Franken. "Im Nachhinein dürfen wir feststellen, dass wir 2020 mit einem blauen Auge davongekommen sind", sagte Verwaltungsratspräsident Heinrich Fischer am Donnerstag auf der online abgehaltenen Bilanzmedienkonferenz: "Gesamthaft schlossen wir das Geschäftsjahr mit Zahlen im Bereich der Best-Case-Überlegungen von letztem März ab."

Denn in Lokalwährungen sei der Umsatz der mit ihren roten Bohrmaschinen bekannt gewordenen Industriegruppe lediglich um 4,3 Prozent gefallen. Hinzu kam aber der Gegenwind von der Währungsfront, der stärker war als jener von Corona. Mehr als die Hälfte des Umsatztauchers von 9,6 Prozent habe die Aufwertung des Frankens gegenüber praktisch allen Währungen verursacht.

Erster Umsatzrückgang seit Finanzkrise

"Wir mussten den ersten Umsatzrückgang seit der Krise von 2009 hinnehmen", sagte Konzernchef Christoph Loos: "Vor dem Hintergrund von über 30 Prozent Umsatzrückgang im April und fast 18 Prozent im gesamten zweiten Quartal ist dies das Ergebnis einer erfreulichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte."

Die Entwicklung in den Regionen sei sehr unterschiedlich verlaufen und stark beeinflusst worden von der Dauer und dem Umfang der lokalen Lockdowns. Am besten hielt sich das Geschäft in Europa. Deutlich steiler bergab ging es in den anderen Weltregionen. Den grössten Einbruch bescherte vor allem die Währungsschwäche in Lateinamerika.

"Ein derartiger Umsatzrückgang hinterlässt natürlich Spuren beim Betriebsergebnis. Aufgrund unseres sehr konsequenten Krisenmanagements bei Marge und Kosten konnten wir den Rückgang erfreulicherweise auf 7 Prozent eingrenzen", sagte Loos. Hilti erzielte noch einen Betriebsgewinn von 728 Millionen Franken nach 783 Millionen im Vorjahr.

Unter dem Strich sei der Rückgang beim Reingewinn mit 10,2 Prozent auf 531 Millionen Franken etwas stärker gewesen. Grund dafür seien zusätzliche Währungseffekte. Ohne diese wäre der Reingewinn sogar gestiegen, erklärte Loos.

Geringer Personalrückgang

"Ein Hauptziel unseres Krisenmanagements war die weltweite Erhaltung möglichst aller Arbeitsplätze und die Vermeidung von grösseren Restrukturierungen. Das ist uns weitestgehend gelungen, wie man am fast unveränderten Personalbestand per Ende 2020 sieht", sagte Loos. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte um rund 450 auf 29'500 am Jahresende.

Im laufenden Jahr soll es aber wieder aufwärts gehen. "Insgesamt erwarten wir für 2021 ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen im höheren einstelligen Bereich und eine Profitabilität in etwa auf dem Niveau vor Covid-19", sagte Loos.

"In Schweizer Franken werden wir aber wohl zwei Jahre brauchen, bis wir wieder vollständig auf das Niveau von 2019 zurückkommen." Dafür ist die Währungsaufwertung einfach zu stark.

Es sei die Ambition, in zwei Jahren dann die Marke von 6 Milliarden Franken Umsatz zu knacken, sagte Loos. Das hänge aber von der Entwicklung der Krise und des Frankens ab.

Generationenwechsel an der Spitze

Auch den Jobmotor will der Hilti-Chef in diesem Jahr wieder anschmeissen. Man werde etwa 1'000 neue Stellen schaffen. Bereits in den ersten zwei Monaten habe der Personalbestand wieder zugenommen, sagte Loos.

Das Familienunternehmen vollzieht in den nächsten zwei Jahren einen Generationenwechsel an der Spitze. Verwaltungsratspräsident Heinrich Fischer wird nach dem Erreichen der maximalen Amtszeit von 15 Jahren Ende 2022 zurücktreten. Loos wird dann sein Nachfolger.

Zum neuen Konzernchef wurde der indisch-schweizerische Doppelbürger Jahangir (Jan) Doongaji ernannt, der bis zum Alter von 19 Jahren in Bombay dreisprachig mit Schweizerdeutsch, Englisch und Hindi lebte. Vor seinem Eintritt bei Hilti im Jahr 2000 arbeitete er für ABB.

jb/kw