Von Evie Liu

NEW YORK (Dow Jones)--Es war eine weitere schlechte Woche für Investoren in börsengehandelten ARK-Fonds. Der 21 Milliarden US-Dollar schwere ARK Innovation (ARKK), das Flaggschiff und der größte der sieben, hat seit seinem Höchststand Mitte Februar einen Kursrutsch von satten 25 Prozent hingelegt. Zuletzt brach in nur zwölf Handelstagen um 20 Prozent ein. Das ist noch etwas schneller als die 13 Tage, die er im März 2020 brauchte, um mehr als 20 Prozent in die Knie zu gehen, als die Corona-Angst Aktien massiv beutelte.

Der jüngste Rückschlag war jedoch ganz anders, und er legt Zeugnis darüber ab, wohin sich der Markt bewegt und wie aktiv gemanagte Indexfonds (ETF) damit umgehen könnten.

Anders als vor einem Jahr, als ARK-Fonds mit dem breiten Markt an Wert verloren, aber immerhin weniger als Value-Fonds, sind sie diesmal deutlich heftiger getroffen. Die ARK-Fonds gaben in den vergangenen zwei Wochen am stärksten nach, während der S&P-500 nur um 1,7 Prozent an Wert einbüßte. Wachstumswerte führten den Weg nach unten an. Dagegen verbesserte sich der Invesco S&P 500 Pure Value ETF (RPV) um 6,1 Prozent, der aus den 100 am günstigsten bewerteten Aktien innerhalb des Index besteht.


   Wert statt Wachstum 

Dies signalisiert wahrscheinlich eine Verschiebung der Marktdynamik in Richtung hin zu Wert und weg von Wachstum, da die Zinsen steigen und Inflationssorgen einsetzen, die den zukünftigen Wert der hochfliegenden Aktien diskontieren. Dagegen werden jene Aktien bevorzugt, die von einer kurzfristigen wirtschaftlichen Erholung profitieren dürften.

Der Einbruch des ARK-ETF ist hauptsächlich auf die starken Kursrückgänge seiner hochvolatilen Technologieaktien wie Tesla, Roku und Square zurückzuführen. ARK-Anleger sollten immer auf eine gewisse Volatilität vorbereitet sein, besonders nach den unschlagbaren Renditen, die sie im vergangenen Jahr gesehen haben. "ARK-Fonds sind Bullenmarkt-Geschichten", meint John Rekenthaler von Morningstar.


   Schnelles Rein und Raus 

Doch da steckt noch mehr dahinter. ARK-Fonds sind in gewisser Weise ein Testfall für aktives Management in der ETF-Struktur. Zunächst einmal sind ETF einfach - und in vielen Fällen kostenlos zu handeln. Investoren können allzu leicht dem Ruf ihrer Instinkte folgen, indem sie kaufen, wenn ein ETF nach oben schießt und verkaufen, wenn er einbricht.

Das war es, worüber sich Vanguard-Gründer Jack Bogle Sorgen machte, als er sorgenvoll auf den Aufstieg der ETF blickte. Das kann dazu führen, dass Geld rein- und rausfließt, wenn der Markt volatil ist, was es für den Manager noch schwieriger macht inmitten eines bereits schwierigen Marktes.

Investoren haben in den vergangenen Wochen in der Tat genau dies bei den ARK-Fonds betrieben. In den wenigen Tagen zwischen 24. Februar und 1. März zogen sie fast 700 Millionen Dollar aus dem ARK Innovation ab. Dann kauften sie so viele Anteile zurück, dass der Saldo zwei Tage lang fast wieder ausgeglichen war, bevor er wieder verkauft wurde.

Das kann frustrierend sein für Manager wie Cathie Wood, die Gründerin von ARK Investment, die langfristig denken und erwarten, dass sie einige schwierige Phasen durchstehen werden.


   10 Prozent in Tesla 

Besonders problematisch ist es bei kaum gehandelten Aktien kleiner Unternehmen wie die in den ARK-Portfolios. ARK Innovation hat zwar fast 10 Prozent seines Vermögens in Tesla gesteckt, aber das sind immer noch nur 2 Milliarden Dollar - ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu Teslas 574 Milliarden Doller Marktwert. ARK besitzt einen größeren Anteil an kleineren Unternehmen, wo viele Käufe oder Verkäufe einen größeren Einfluss auf den Marktwert haben.

Selbst Investoren, die längerfristig denken, überschätzen oft ihre Risikobereitschaft bei zunehmender Gefahr fürs Portfolio. "Unabhängig davon, wie aggressiv man ist oder wie deutlich man sagt, bereit zu sein, langfristig in etwas zu investieren, wenn man 70 Prozent seines Geldes verliert -- nicht über drei Wochen, sondern zwei Jahre -- sind die Leute ausgestiegen", merkt Rekenthaler an. Er bezieht sich dabei auf den Fall der Nasdaq von 2000 bis 2002, als die Dotcom-Blase platzte. "Es ist einfach zu lang, Monat für Monat Verlust." Die Nasdaq brauchte fünf Jahre, um wieder auf ihr Hoch von März 2000 zu kommen. Und in dieser Zeit wurden viele Tech-Fonds geschlossen.


   ARK-Fonds stehen nicht vor Schließung 

Das ist ein weiteres Risiko: Selbst wenn man den Mumm und/oder die Vision hat, dies durchzuhalten, sofern genügend andere Investoren dies nicht tun, könnte ein Fonds gezwungen sein, sich wegen zu großer Abflüsse aufzulösen. ARKs Angebot an ETF ist immer noch 47 Milliarden Dollar stark, so dass dieses Ergebnis nicht wahrscheinlich ist, obwohl es sich lohnt ein Auge auf kleinere Konkurrenten zu haben, die zweifellos weiterhin auf den Markt kommen werden.

Darüber hinaus sind die ETF von ARK völlig transparent. Die meisten Firmen fürchteten Front-Running - dass andere Investoren sehen würden, was sie tun, und diese Trades kopieren und damit die Preise nach oben oder unten treiben. "Wenn wir einen Schritt in ein bestimmtes Wertpapier machen, kann das mehrere Handelstage dauern", sagt Tim Coyne, Leiter der ETF bei T. Rowe Price. "Wenn diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, könnte das zu räuberischen Handelsstrategien führen, die unsere Kosten erhöhen."


   ARK legt Wert auf Transparenz 

ARK-Gründerin Wood legt weiterhin Wert auf Transparenz, aber ihr jüngster Ruhm bedeutet, dass ihre Geschäfte noch mehr unter Beobachtung stehen könnten und gerade ihr Fokus auf Unternehmen mit "disruptiver Innovation". Dies sind die Aktien, die als anfälliger für den zunehmenden Einfluss von begeisterten Kleinanlegern gelten. Soziale Medien und Trading-Apps, wie insbesondere Robinhood, haben ein spezielles Gemeinschaftsgefühl unter den Anlegern geschaffen, so Rekenthaler.

"Wir wissen, dass es Aktien gibt, die durch die Öffentlichkeit aufgewirbelt werden, was letztendlich ihren Preis treibt", meint Rekenthaler. "Die Diskussion um die Portfolios der ARK-Fonds hatten einen ähnlichen Effekt." Er weist auf die Gefahr für den Markt, wenn Investoren zusammenrücken. "Historisch gesehen, wenn große Investoren miteinander über den gleichzeitigen Kauf von Aktien sprechen, ist das Marktmanipulation und führt zu gefährlichem und unnatürlichem Aktien-Verhaltensweisen."

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March 08, 2021 06:32 ET (11:32 GMT)