NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben am Freitag weitere Gewinnmitnahmen verzeichnet. Angesichts hoher Bewertungen, überwiegend enttäuschender Konjunkturdaten und eines mauen Starts in die Unternehmensberichtssaison lieferte den Anlegern auch das vom gewählten US-Präsidenten Joe Biden in Aussicht gestellte, lediglich erwartungsgemäße Konjunkturpaket keine Kaufargumente. Zudem pausiert der US-Börsenhandel am Montag wegen des Martin Luther King Day - vor dem langen Wochenende und Bidens Vereidigung am Mittwoch wollten viele Investoren offenbar nicht ins Risiko gehen.

Der Dow Jones Industrial schloss 0,57 Prozent tiefer bei 30 814,26 Punkten. Damit verbuchte der Leitindex ein Wochenminus von 0,91 Prozent. Ein ähnliches Bild wie der Dow zeigte am Freitag der marktbreite S&P 500, der um 0,72 Prozent auf 3768,25 Zähler nachgab. Beim technologielastigen Nasdaq 100 zeigten die Kurstafeln am Ende einen Verlust von 0,73 Prozent auf 12 803,93 Zähler an.

Die Aktien der Banken, die am Freitag über ihre Geschäftsentwicklung berichteten, konnten sich dem negativen Marktumfeld nicht entziehen. Allerdings fielen die Kursverluste unterschiedlich hoch aus.

Die Papiere von JPMorgan hielten sich nach einem zuletzt starken Lauf mit einem Minus von 1,8 Prozent vergleichsweise gut. Das größte US-Geldhaus überraschte im Schlussquartal 2020 mit einem Gewinnsprung auf bisher unbekannte Höhen. Statt wie von Analysten erwartet weiteres Geld für gefährdete Kredite zurückzulegen, löste die Bank sogar Rückstellungen in Milliardenhöhe auf. Doch auch ohne diesen Schritt hätte JPMorgan den Gewinn stärker gesteigert als von Experten erwartet.

Dagegen berichtete Konkurrent Citigroup einen deutlichen Gewinnrückgang, was die Aktien um knapp sieben Prozent absacken ließ. Auch für Wells Fargo lief es nicht gut. Zwar fiel der Quartalsgewinn des Instituts vier Prozent höher als ein Jahr zuvor aus. Doch damals hatten Rechtskosten das Ergebnis verhagelt. Entsprechend büßten die Aktien nun fast acht Prozent ein.

Die Anteilscheine der Ölkonzerne litten unter dem deutlichen Preisrückgang für den wichtigen Rohstoff. Im Dow zählte Chevron mit gut dreieinhalb Prozent Minus zu den größten Verlierern. Außerhalb des Leitindex ging es für Exxon Mobil um nhezu fünf Prozent bergab. Hier belastete zusätzlich ein Bericht des „Wall Street Journal“, dem zufolge die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC gegen das Unternehmen ermittelt. Der Grund dafür soll die Beschwerde eines Whistleblowers über eine zu hohe Bewertung einer Förderstätte sein.

Für gute Laune sorgte indes einmal mehr ein Börsengang: Die Aktien des Autozubehör-Spezialisten Driven Brands sprangen bereits im frühen Handel um bis zu gut ein Drittel hoch. Zum Schluss notierten sie bei 26,69 US-Dollar, was immer noch einen Kuraufschlag von rund 21 Prozent zum Ausgabepreis von 22 Dollar bedeutete - und dieser lag bereits über der ursprünglichen Spanne von 17 bis 20 Dollar. Mit knapp 32 Millionen Aktien bot Driven Brands nach Angaben der Nasdaq aber über sechs Millionen weniger Papiere an als ursprünglich geplant.

Der Euro weitete seine Verluste im New Yorker Handel aus und notierte zuletzt bei 1,2078 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2123 (Donnerstag: 1,2124) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8249 (0,8248) Euro gekostet.

Dagegen profitierten US-Staatsanleihen von den überwiegend enttäuschenden Konjunkturdaten: Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,30 Prozent auf 136,95 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe betrug 1,09 Prozent./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---