Es gelte, Kanada jetzt rasch an Bord zu holen und er gehe davon aus, dass dies in den nächsten Tagen gelingen werde, sagte Finanzminister Steve Mnuchin am Dienstag im Sender CNBC. Zuvor hatte Präsident Donald Trump den Druck auf den nördlichen Nachbarn erhöht, ebenfalls einer Überarbeitung des bisherigen Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) zuzustimmen. Andernfalls würden Zölle auf Fahrzeuge und Zulieferer erhoben, drohte Trump. Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland wurde noch am Dienstag zu Handelsgesprächen in Washington erwartet. Am Montag hatten die USA und Mexiko einen Handelsdeal erreicht.

Mnuchin wollte sich nicht zu möglichen Knackpunkten der Gespräche mit Kanada äußern. Er gehe aber davon aus, dass es nur wenige Streitpunkte gebe, sagte er. "Der kanadische und der US-Markt sind sehr verwoben. Für sie ist eine Abmachung wichtig und für uns auch." Ein Sprecher Freelands betonte vor Beginn der Gespräche in Washington lediglich, man werde nur dann ein neues Abkommen unterzeichnen, wenn es gut für Kanada sei. Auch deutsche Wirtschaftsverbände, deren Mitglieder Hunderte Milliarden in Nordamerika investiert haben, hoffen auf eine Einigung zwischen den drei Partnern. Mnuchin kündigte indes an, sollten sich die USA und Kanada nicht einigen können, werde das Abkommen bilateral nur mit Mexiko umgesetzt.

In der mit Mexiko erzielten Vereinbarung ist festgelegt, dass der vorgeschriebene Anteil nordamerikanischer Komponenten in der Autoindustrie von 62,5 auf 70 Prozent steigt. Zudem sollen 40 bis 45 Prozent der Teile von Arbeitern hergestellt werden, die mindestens 16 Dollar pro Stunde verdienen. Das zielt darauf ab, Verlagerungen in das Niedriglohnland Mexiko zu verhindern. Das Abkommen soll 16 Jahre laufen und jeweils nach sechs Jahren überprüft werden.

Der Handel zwischen den USA, Kanada und Mexiko hat ein Volumen von mehr als einer Billion Dollar jährlich. Die ursprüngliche Nafta-Vereinbarung stammt aus dem Jahr 1994. Die Verhandlungen über eine Reform des Vertragswerks haben sich über ein Jahr hingezogen.

BÖRSEN FEIERN ABKOMMEN

An der Wall Street sorgte das US-mexikanische Abkommen zunächst für Kursaufschläge. Der Technologie-Index Nasdaq und der breit gefasste S&P 500 markierten zur Eröffnung am Dienstag jeweils neue Bestmarken. Das veranlasste Anleger wiederum zu Gewinnmitnahmen. Händler bewerteten die Gefahr eines großen Handelskrieges nach der Einigung als geringer als zuvor. Andre Bakhos, Geschäftsführer des Vermögensberaters New Vines, sagte: "US-Präsident Donald Trump erledigt Dinge wie versprochen. Die Märkte mögen das, weil es die Unsicherheit bezüglich eines Handelskrieges beseitigt."

Auch deutsche Hersteller wie Volkswagen profitieren von einem reibungslosen Handel zwischen den USA und Mexiko, weil sie in Mexiko produzierte Fahrzeuge auf dem US-Markt verkaufen. Volkswagen-Papiere verteuerten sich am Dienstag um rund zwei Prozent.

Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände zeigten sich ebenfalls erleichtert, setzten aber weiter auf eine Fortsetzung des Handelsbündnisses mit allen drei bisherigen Vertragsstaaten. Eine nachhaltige Einigung aller Nafta-Partner würde den deutschen Unternehmen wieder mehr Planungssicherheit geben, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben. "Bricht der Dreierpakt auseinander, würde dies auch die deutschen Unternehmen in Nordamerika treffen. Denn diese haben dort in Milliardenhöhe investiert und über Jahre umfassende Lieferketten aufgebaut."

Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) hofft auf eine Einigung. "Denn die Wertschöpfungsketten in den drei Ländern sind eng verflochten", sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes. So passierten Teile mehrfach die Grenzen, bis sie zu einem fertigen Fahrzeug montiert seien. Seit Ende der 90er Jahre hätten die deutschen Hersteller und Zulieferer die Zahl ihrer Standorte im Nafta-Raum auf mehr als 430 verdreifacht.

Die Einigung zwischen den USA und Mexiko nährt auch die Hoffnung, dass andere Handelskonflikte eingedämmt werden können, beispielsweise zwischen den USA und China und zwischen der EU und den USA. So sprachen sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Trump nach einem Telefonat für eine Entschärfung des Handelsstreits aus. Beide hätten erklärt, sie unterstützten laufende Gespräche zwischen der EU und den USA über den Abbau von Hindernissen für eine vertiefte Handelsbeziehung, teilte das US-Präsidialamt mit.